Wenn Sven Bensmann singt, wird er gut. Richtig gut. Der Hüne, der sich selbst gerne als 120-Kilo-Etertainment-Haubitze bezeichnet und wie ein tapsiger Bär mit immensem Mitteilungsbedürfnis wirkt, ist eine röhrende Rampensau mit jeder Menge Power und einer erstaunlich vielseitigen Stimme, die ihn zu weitaus mehr befähigt als der „Ulkmusik“ mit einer Gitarre aus dem Happy Meal. Nicht, dass diese Songs nicht bereits funktionieren würden, die Objektophilie-Songs und Hollywood-Träumereien, die Vaporizer-Hymnen und die satirischen Stücke über Suizid-Versuche, die grundsätzlich am Gewicht scheitern.
Doch Bensmann kann mehr, vor allem wenn er mit dem Publikum zusammenarbeitet und von diesem angespornt wird, so wie jetzt im Haus der Springmaus. Mal wird gemeinsam gesungen, dann wieder
überrascht der Saal den 26-Jährigen mit bissigen, treffenden Kommentaren oder spontanen Rufen der Begeisterung bei der Erwähnung seiner Heimat Osnabrück. Eine schöne Atmosphäre, die das Beste aus
Bensmann herausholt. Und das hat es in sich.
Dabei sah es zunächst so aus, als würde Bensmann in die übliche Comedy-Falle tappen und mit jener unglücklichen Mischung aus bemühten Fragen in Richtung des Publikums und banalen Stand-Up-Nummern
über seine eigene Figur Künstlern wie Chris Tall hinterherhecheln. Das einstige Mitglied der Bärengruppe im Kindergarten, das als junger hipper Typ wahrgenommen werden möchte und doch am liebsten
die Witze anderer vorliest, ist dafür aber viel zu aufgedreht, auch wenn im Laufe des Abends die Selbstsicherheit und das Timing wachsen. Die ersten Minuten sind überaus zäh – und dann kommt die
Musik. Und Pianist Jan Niermann. Der erweist sich als exzellenter Sidekick für Bensmann und sprudelnde Quelle für allerlei Werbe-Jingles, die kurzerhand in ein kleines Quiz eingebaut werden.
Außerdem gibt er Bensmann den nötigen Rückhalt, damit dieser sich nicht nur in Schlager-, sondern auch in Rock-Gefilden beweisen kann. Herrlich, wie sich der wuchtige Comedian in bester
Robben-Manier auf dem Flügel räkelt, nur um kurz darauf vom Springmaus-Boden „Hero“ von Enrique Iglesias zu schmettern und dabei eine Dame im Publikum wehmütig anzuschmachten. Natürlich eine
totale Persiflage, die aber der Höhepunkt des Abends ist, zumal auch Michael Jackson, Eros Ramazzotti, Peter Maffay, Herbert Grönemeyer und Ray Charles ihr Fett wegkriegen. Davon bitte mehr, zum
Beispiel beim nächsten Besuch von Sven Bensmann in Bonn. Im November kommt er wieder. Mit neuen Witzen. Und hoffentlich auch mit neuen Liedern.
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