Jedes Jahr im Januar kommt die Hamburg Blues Band in die Harmonie, stets mit einer ordentlichen Dosis Rock, exzellenter Laune und herausragenden Gaststars im Gepäck. Chris Farlowe hat schon mit der Formation um Frontmann Gert Lange gesungen, Arthur Brown auch, Clem Clempson sowieso. Am vergangenen Donnerstag durfte Maggie Bell wieder ran, die schottische „Queen of Bluesrock“ – und Pete Brown, der einst zusammen mit Jack Bruce Cream-Hits wie „White Room“ und „Sunshine Of Your Love“ schrieb. Vor allem der zweite Teil des Konzerts wurde so zu einem Erlebnis der besonderen Art, bei dem ein Höhepunkt den nächsten jagte und das Publikum immer weiter in die Ekstase trieb.
Dabei sah es zunächst danach aus, als würde es der Hamburg Blues Band ein wenig an Spannung fehlen. Zugegeben, die Töne saßen perfekt, Bassist Michael Becker und Drummer Hans Wallbaum waren
zuverlässig wie eh und je, und auch Gitarrist Krissy Matthews hat sich in den vergangenen dreieinhalb Jahren gut integriert. Doch der besondere Funke fehlte, jenes spezifische Element, das die
durchaus gute Stimmung im Saal in wahre Begeisterung hätte umwandeln können. Alles war routiniert, doch nichts euphorisch, der „Rockin' Chair“ nicht und ebenso wenig „Get Off Of My Back“ von
Ex-Whitesnake-Gitarrist Micky Moody, der ursprünglich mit der Band auf Tour gehen sollte und wegen eines OP-Termins absagen musste. Zwar versuchte Gert Lange gewohnt souverän alles, um dies zu
kompensieren, doch ab und zu zeigten sich erste Schwächen in dem sonst so kernigen Gesang des Nordlichts. Immerhin setzte „Bubbles“ von Krissy Matthews mit dem prominenten „Papa Was A Rolling
Stone“-Motiv einen gelungenen Abschluss der ersten Hälfte.
Mit dem Erscheinen von Pete Brown änderte sich die Atmosphäre auf der Bühne. Jetzt stimmte alles, war die Band wacher, präsenter, druckvoller. Als „White Room“ erklang und Krissy Matthews endlich
all sein Talent in die Waagschale warf, war der erste Höhepunkt erreicht – einer, von dem man zunächst hätte glauben können, dass er nicht mehr zu übertreffen war. Doch dann kam Maggie Bell, mit
74 Jahren immer noch eine Wucht. „There's nothing like the Blues“, sagte sie nach ihrem phänomenalen Einmarsch zum Free-Klassiker „Wishing Well“, der längst zu ihren Standards gehört und den sie
meisterhaft zu interpretieren versteht. Mit dem schottisch angehauchten, ungeheuer intensiven „I Was In Chains“ setzte sie mühelos Maßstäbe, bevor am Ende mit „Sunshine Of Your Love“ Pete Brown
und Maggie Bell gemeinsam für ein beeindruckendes Finale sorgten.
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