Bonn Vokal: Treffen der Stimmen

A-cappella-Musik hat in Bonn einen besonderen Stellenwert. Sowohl das Pantheon als auch das Haus der Springmaus laden seit Jahren immer wieder erstklassige Vokal-Ensembles ein, und mit Bonn Voice, dem Bonner Jazzchor sowie dem Jazzchor der Uni Bonn verfügt die Bundesstadt selbst über drei ausgezeichnete Gesangsformationen auf hohem Niveau. Insofern war es nur eine Frage der Zeit, bis ein Gipfeltreffen einige der Protagonisten zusammenbringen würde. Nun haben die Springmäuse in der Aula der Uni erstmals ein Comedy-Duo, Lokalmatadore und ein Weltklasse-Quintett präsentiert – und damit den Saal zum Beben gebracht.

Mit bravem Chorgesang hatte der Abend nichts zu tun, wie einzelne Besucher schon zu Beginn feststellen mussten. Moderner Vokal-Pop ist vielmehr laut, wild und mitunter elektronisch verstärkt, und je kleiner die Formation, um so mehr Technik kommt zum Einsatz. Bei dem Duo Hartmuth & die Hitmaschine war dies besonders ausgeprägt: Lukas Teske und Patrick Oliver, die sonst bei Maybebop und OnAir mitwirken, griffen tief in die Trickkiste und mutierten zu einer Art Loopmonster, das durchaus auf hohem Niveau agierte, mindestens ebenso gerne aber zu Techno-Beats einen Niveau-Limbo aufs Parkett legte. „Chariots of Fire“ diente so zur Untermalung einer eher gewollten als gekonnten Slapstick-Nummer, ein Lied über einen Riesenpenis war nur noch peinlich. Demgegenüber stand etwa eine Version des Kelis-Hits „Acapella“, mit dem die beiden unter Beweis stellten, was mit Hilfe einer guten Tontechnikerin möglich ist.

Der Jazzchor der Uni Bonn sorgte direkt im Anschluss für ein stilistisches Kontrastprogramm. Exzellente Harmonie-Arbeit bei „Hide And Seek“ von Imogen Heap und feiner Swing etwa bei Jamie Cullums „I'm All Over It Now“ stellten die Qualitäten des Klangkörpers unter Beweis, der im Mai vergangenen Jahres beim 10. Deutschen Chorwettbewerb den ersten Platz belegte. Dabei konnten die rund 50 Mitglieder auch rocken, sei es bei Queens „Don't Stop Me Now“ oder dem starken „Teardrop“ von Massive Attack nach einem Arrangement von OnAir. Besagtes Quintett gestaltete denn auch den Abschluss des Abends und huldigte so manchen Legenden. Michael Jackson, Depeche Mode, Adele, Stevie Wonder, sie alle wurden mit genialen Arrangements gewürdigt. Auch „Stairway to Heaven“ erklang, gerade in den ersten Minuten aufgrund einer reduzierten Ausgestaltung Marta Helmins ungeheuer intensiv. Dabei lieben es OnAir auch gerne spektakulär, kraftvoll und laut, widmen sich beim Konzert ausgiebig der Elektro- und der Hip-Hop-Szene und griffen wie schon Hartmuth & die Hitmaschine zu Verstärkern und Verzerrern. Beim großen Finale war all dies dagegen nicht nötig: Da standen alle drei Formationen gemeinsam auf der Bühne, sangen mit voller Chorkraft „Chandelier“ von Sia und hofften ebenso wie das euphorische Publikum auf eine Wiederholung des Formats.


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