Ist das Kunst oder kann das weg? Diese Frage wird Micha Marx häufiger mal gestellt. Immerhin werden seine Werke gerne mal als Kritzelei abgetan, zu allererst vom Künstler selbst. Die krakeligen Skizzen von Figuren mit meterlangen Armen sind nicht gerade das, was die meisten Menschen als ästhetisch und schön bezeichnen würden. Immerhin sind sie billig, was den Schwaben in Micha Marx durchaus freut, und ohnehin sind die Kritzel-Comics nur Mittel zum Zweck. Mit ihnen illustriert der Wahl-Bonner seine abstrusen Geschichten, vorzugsweise aus seiner traumatischen Kindheit im Ländle. Was mitunter sogar besser funktioniert als erwartet.
Wenn man Micha Marx Glauben schenken darf, hat er schon ein ziemlich schweres Leben hinter sich. Aufgewachsen als Sohn einer Filmvorführerin (laut Homepage) oder Friseurin (laut Programm) sowie eines schwäbischen Finanzbeamten, der selbst tote Hamster im Zoohandel zu reklamieren versucht, versuchte er seine biedere Umgebung mit allerlei Farbe zu verschönern, was nicht allzu positiv aufgefasst wurde. Andere Hobbys waren das Verfassen von Beschwerdebriefen etwa an die Firma Herbaria, um sich über die einschläfernde Wirkung ihres Baldrian-Tees zu beschweren, sowie sowie der Bau von Sozialwohnungen für seine zahlreichen Nagetiere. Beides hat er inzwischen zumindest grafisch aufgearbeitet, sehr zur Freude des Publikums – allerdings hätten die Geschichten es prinzipiell auch getan. Anders ist es mit den zum Teil sogar kolorierten und auch technisch ausgereifteren Ein-Bild-Cartoons, die zwar keiner Handlung folgen, aber durchaus sozialkritisch sind. Rechte Tiere wie die Elefarier sind ebenso Hingucker wie die Ausführungen zur Bedrohung durch Säuglinge, die selbst vor dem Einsatz biologischer und chemischer Kampfstoffe nicht zurückschrecken. In diesen Momenten kommt dann doch der Kabarettist durch, wenn er sich nicht gerade in Rumba-Dauerschleifen befindet oder mit Ekstase-Fetzerle um sich wirft. Ist zumindest ein Anfang. Der Rest der Kunst kommt auch noch.
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