Irgendwann ist alles gesagt. Zumindest alles, was es wert ist, gesagt zu werden. Seit mehr als 40 Jahren schreibt die Oysterband ihre Lieder zu allen möglichen Themen, bezieht auch gerne mal politisch Stellung und ist inzwischen an dem Punkt angekommen, an denen die Worte knapp werden. „Immer wenn etwas auf der Welt passiert, stellen wir fest, dass wir dazu bereits einen Song geschrieben haben“, scherzt der Frontmann der Folkrocker, John Jones, jetzt beim Konzert in der Harmonie. Zumindest bleibt die Musik der Briten somit aktuell. Und notfalls wird eben ein Stück wie „All That Way For This“ umgewidmet und kurzerhand als Kommentar zum Brexit neu aufgelegt. Denn schweigen will die Oysterband keinesfalls. Sehr zur Freude ihrer Fans.
Die Harmonie ist gut gefüllt an diesem Abend. Das Publikum will feiern, tanzen und vor allem singen, was der Oysterband durchaus entgegenkommt. Jones lädt die Menge immer wieder ein, in die Refrains einzustimmen, während er und seine Bandkollegen die typischen Folkrock-Harmonien rauf und runter spielen. Zumindest am Anfang wirkt das Repertoire noch ein wenig eintönig, bleibt der melodische Rahmen beschränkt, fehlt es ein wenig an jener stilistischen Vielfalt, die etwa die ein paar Jahre ältere Formation Runrig auszeichnete. Doch die Oysterband steigert sich von Song zu Song, wird abwechslungsreicher und vor allem gegen Ende des ersten Sets auch deutlich druckvoller. Spätestens bei „When I'm Up I Can't Get Down“, dem wahrscheinlich größten Hit der Band, hat diese sich endgültig aus den traditionellen Mustern befreit, gibt Vollgas und beweist, warum sie als einst als eine der besten Formationen ihres Genres gehandelt wurde. Mit dieser Energie geht es dann auch weiter, etwa mit dem überzeugenden „Native Son“ oder auch dem starken „The Deserter“. Gitarre und Geige (Ian Prosser und Ian Telfer) jubilieren, Sänger John Jones sowieso. Und die Fans? Freuen sich schon auf den nächsten Besuch der Oysterband. Denn deren Musik können sie immer wieder hören. Selbst wenn schon alles gesagt ist.
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