Drei exzellente Frauenstimmen gemeinsam auf einer Bühne, wild rockend und herrlich vielfältig klingend: Diese Zusammenstellung ist typisch für die Blues Caravan. Seit Jahren bringt die Reihe von Organisator Thomas Ruf starke, aufstrebende Künstlerinnen (und gelegentlich auch Künstler) zusammen, häufig als Sprungbrett für Solo-Karrieren dienend. Samantha Fish hat ebenso davon profitiert wie Ana Popovic, jetzt versuchen Katarina Pejak, Ally Venable und die inzwischen schon etablierte Ina Forsman, die Chance ebenfalls zu nutzen. Was ihnen zumindest bei ihrem Auftritt in der Harmonie Bonn durchaus gelingt. Das Trio kann sich ohne Frage sehen und hören lassen, kann rocken, kann grooven und kann alle Farben des Blues bedienen. Und auch wenn zumindest zwei der Musikerinnen noch ein wenig reifen können, ist das enorme Potenzial doch in jeder Sekunde sichtbar.
Am schwersten fällt es noch Katarina Pejak, das Publikum für sich einzunehmen. Hinter ihrem Keyboard sitzend hat sie es ohnehin nicht leicht, die Menschen im Saal zu erreichen, schon gar nicht
als erste Solistin des Abends. Und dann pflegt die Serbin mit der Lockenmähne auch noch einen relativ netten, glatten Sound, der der Kraft ihrer Kolleginnen nur schwer gewachsen ist. Andererseits
erweist sich Pejak auch als überaus vielfältig, wandelt mal im Bossa Nova, dann wieder in Blues-Balladen und überrascht sogar mit einer eindrucksvollen Janis-Joplin-Nummer, bei der die ansonsten
eher sanfte Stimme endlich mal ein wenig mehr Profil gewinnt. Da könnte noch so einiges kommen. Ansonsten würde es aber auch reichen, wenn Pejak einfach nur im Hintergrund bleibt und über die
Tasten jagt – denn darauf versteht sie sich hervorragend, wie sie nicht zuletzt im Zusammenspiel mit den beiden anderen Blues-Caravan-Teilnehmerinnen beweist.
Eine von beiden ist die Gitarristin Ally Venable, die bei dieser Tour tatsächlich neben Bassist Roger Innes und Drummer Elijh Owings zum festen Band-Inventar zählt und sowohl für Pejak als auch
für Ina Forsman in die Saiten greifen muss. Mitunter wirkt sie dabei unterfordert, doch wenn sie einmal losgelassen wird oder ihre eigenen Songs präsentiert, gibt es kein Halten mehr. Die
20-Jährige ist ein echter Wildfang, eine veritable Rockröhre und druckvolle Gitarristin, die zwar harmonisch keine elaborierten Soli in den Saal hämmert, dafür aber ordentlich Gas gibt und das
Publikum mit ihrer enormen Energie ansteckt. Stücke wie „The Devil's Son“ zeugen von der härteren Gangart, die Venable beherrscht und die mit ein wenig Zeit durchaus zu einem Markenzeichen werden
könnte.
Ina Forsman hat dieses gewisse Etwas dagegen schon längst gefunden. Von den drei Musikerinnen an diesem Abend ist sie die versierteste und erfahrenste, ein perfekt geschliffenes Juwel mit einer herausragenden, unverkennbaren Stimme, die sich geschickt im Spannungsfeld zwischen Soul, Jazz und Blues bewegt und auch weitaus wuchtiger wirkt als im Doppelkonzert mit Erja Lyytinen im Februar vergangenen Jahres. Die Mischung stimmt, der Gesang sowieso, und da Forsman diesmal weniger die kühle Diva als vielmehr die wandlungsfähige und einfühlsame Erzählerin gibt, schwindet die sonst übliche anfängliche Distanz zum Publikum innerhalb von Sekundenbruchteilen. Nicht ohne Grund ist die Menge sofort bei Forsman, als diese zum Mitsingen auffordert. Sie ist eben nah dran an den Menschen. Das mag auch daran liegen, dass diesmal sie die Veteranin unter den drei Frauen ist und somit den Ton angibt. Eine gute Wahl, klingt das Trio doch vor allem gemeinsam am stärksten, wie unter anderem das aufregend arrangierte und hervorragend interpretierte „16 Tons“ zum Abschluss des Abends zeigt. Weniger hätte man von der Blues Caravan allerdings auch nicht erwartet.
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