Das Italo-Pop-Universum glüht. Lichtfinger tanzen durch die Lanxess Arena, verbinden sich mitunter zu Laserflächen oder illuminieren hauchdünne Perlenvorhänge vor einer Bühne, die von einer geschwungenen, an einen Wasserfall erinnernden Videowand beherrscht wird. Dort leuchtet der Kosmos in seiner ganzen Pracht, Sterne über Sterne – und davor ein Star der besonderen Art. Kein geringerer als Eros Ramazzotti ist im Rahmen seiner „Vita Ce N'è“-Tour nach Köln gekommen, um sein opulentes Gesamtwerk vor seinen treuen Fans auszubreiten, und dabei macht er keine halben Sachen. Mit einer riesigen Show zelebriert der legendäre Sänger sein neues Album sowie seine alten Hits, zieht alle Register und mimt die großen Gefühle, die man von ihm erwartet. Professionell eben. Atemberaubend. Und abgeklärt.
Seit 35 Jahren ist der stimmgewaltige Römer der wahrscheinlich populärste und bekannteste Musik-Export seines Landes. Mehr als 50 Millionen Platten hat er bislang weltweit verkauft, nicht zuletzt
im spanischsprachigen Raum – und eben in Deutschland, wo er mit seinen druckvollen, mitunter rockigen Balladen schon früh Erfolge feierte. In Köln beschränkt sich Eros Ramazzotti dennoch nur auf
ein paar persönliche Floskeln, auf ein „Dankeschön“ und ein „Schön, dass ihr da seid“, verzichtet auf eine größere Charme-Offensive. Beinahe fragt man sich, ob er überhaupt mitbekommen hat, dass
er nicht mehr in München, sondern inzwischen in Köln ist. Routiniert spult er sein Programm ab, klettert einmal pflichtschuldig hinunter zum Publikum, schüttelt ein paar Hände und lässt ansonsten
seine Musik für sich sprechen. Immerhin will er Gas geben. 18 Songs in 90 Minuten, darunter zwei Medleys mit einigen seiner älteren Stücke, da bleibt keine Zeit für Smalltalk. Stattdessen bietet
er einen Festschmaus für die Augen und für die Ohren, auch wenn letztere ein wenig unter der enormen Lautstärke und einer zum Teil suboptimalen Abmischung leiden, die etwa das an sich großartige
Saxofonspiel von Scott Paddock mitunter unnötig schrill wirken lassen. Gerade die Band hätte besseres verdient, macht sie doch einen fantastischen Job. Drummer Eric Moore trommelt wie eine
Maschine, heizt der Menge aber auch mit einer kurzen Soul-Einlage ein, und auch die beiden phänomenalen Background-Sängerinnen haben ihre Momente im Rampenlicht.
Und Eros Ramazzotti? Klingt noch so wie eh und je. Kraftvoll schmettert er Latin-Hits wie „Fuoco Nel Fuoco“ oder Klassiker wie „Se Bastasse Una Canzone“, brilliert bei „In Primo Piano“ am
Keyboard und verzaubert bei Balladen wie „I Belong To You“. Zwischendurch wirbt er für mehr Umweltbewusstsein, indem er unter dem Jubel der Menge zwei Videos zur Luftverschmutzung und zum
Plastikmüll in den Weltmeeren zeigt – ein bisschen absurd angesichts der umherwandernden Getränkeverkäufer in der Lanxess Arena, die einen Plastikbecher nach dem nächsten füllen, aber vielleicht
spendet Ramazzotti ja genug für einen guten Zweck, um dies sowie die eigene CO2-Bilanz auszugleichen. Nicht, dass dies irgendjemanden im Publikum interessieren würde. Immerhin geht es um die
Show, und die kann sich wirklich sehen lassen. Immer wieder kommen neue Licht-Ideen, kreieren Eros Ramazzotti und seine Band spektakuläre Bilder und füllen diese mit energiegeladener Musik, bis
hin zum bombastischen Finale mit „Musica È“. Samt Zugaben steht der 54-Jährige zwei Stunden auf der Bühne, liefert ein musikalisches und optisches Feuerwerk der Extraklasse ab und sorgt so dafür,
dass er auch weiterhin Italiens Musik-Export Nummer 1 sein wird. Die Fans werden dieses perfekt inszenierte Konzert auf jeden Fall noch lange in Erinnerung behalten. Mehr kann man in diesem
Pop-Universum wahrscheinlich nicht erwarten.
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