Model, Basketballspieler, Comedian: Tan Caglar ist ohne Frage überaus aktiv. Ein Mann, der mitten im Leben steht. Beziehungsweise sitzt. Denn seit etwa 15 Jahren ist Caglar aufgrund einer Fehlbildung des Rückenmarks auf den Rollstuhl angewiesen. Doch aufhalten lässt sich der 38-Jährige davon nicht. Stattdessen erklimmt er mit Vorliebe die Bühne, wagt sich ins Rampenlicht und erweist sich als Vorbild für viele, ob mit oder ohne Behinderung. Respekt. Als Comedian hat er dabei aber noch einiges zu lernen, wie er jetzt bei seinem Auftritt im Pantheon bewies. Denn abgesehen von der Thematisierung diverser Klischees hat Caglar derzeit noch nicht viel im Programm. Und das ist auf Dauer einfach zu wenig.
Caglar bezeichnet sich selbst als dreifach benachteiligt: Er ist behindert, ist Türke und kommt aus Hildesheim. Auf dieser Trias baut das „Schweizer Taschenmesser der Minderheiten“ sein erstes Solo „Rollt bei mir“ auf, mit den typischen Ausrufen der Überraschung ob seines perfekten Deutschs, den Pointen über ausgeprägten Haarwuchs und vor allem den Erlebnissen als „Rolli“. Denn natürlich will Caglar überall hin, auch in den Swinger-Club oder ins Fitness-Studio, wo er genüsslich seine scheinbaren Nachteile in Stärken verwandelt und über die verbleibenden Defizite am lautesten lacht, aber auch die wenigen wirklich amüsanten Situationen unnötig auswalzt, so als ob er sonst nichts anderes zu sagen hätte. Dabei gibt es bestimmt vieles, an dem Caglar Kritik üben könnte, vieles, was er erlebt hat und was sich auf der Bühne besser machen würde als Tinder-Witze und Löcher auf Augenhöhe. Stattdessen ist schon zur Halbzeit die Luft raus, sind alle Gags erzählt und alle Klischees bedient. Was bleibt, ist Anerkennung für einen lebenslustigen Mann, der sich nicht unterkriegen lässt. Bemerkenswert ist es ohne Zweifel, wie Caglar sein Leben meistert. Unterhaltsam dagegen eher nicht.
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