Jetzt wird aufgedreht: Zum Abschluss der aktuellen Crossroads-Staffel des WDR Rockpalasts wird es noch einmal so richtig laut. Und hart. Und gut. Sogar sehr gut. Die beiden Auftritte von The Lazys und The Weight sind ebenso brachial wie genial, druckvoll und doch viel mehr als der Versuch, mit aller Gewalt in die Gehörgänge des Publikums zu gelangen und dort ausgelassen auf die Trommelfelle einzudreschen. Das kann ja jeder. Doch die beiden Bands haben weitaus mehr zu bieten und sorgen so für ein phänomenales Finale mit genug Rock für ein ganzes Wochenende.
Während ein nicht unerheblicher Teil der Menge im Saal schon mit The Lazys Bekanntschaft gemacht hat, deren aktueller Hit „Little Miss Crazy“ bei einschlägigen Radiosendern derzeit rauf und runter gespielt wird, sind The Weight hierzulande noch weitgehend unbekannt. Zu Unrecht, wie die Österreicher in der Harmonie beweisen. Das Quartett hat eigentlich alles, was es für die ganz großen Bühnen braucht: Unbändige Spielfreude, wuchtige Gitarren-Licks, Hymnen wie „Rich Man's Pride“ und mit Tobias Jussel einen begnadeten Frontmann, der das Rampenlicht liebt, die Klaviatur des Publikums wie ein Virtuose zu spielen versteht und die Bühne wie ein Tiger in Wallung dominiert. Ständig ist er in Bewegung, mal zum Mitsingen auffordernd, mal wie ein sterbender Schwan einen Operntod erleidend, mal mit Duracell-Antrieb umherspringend. Und immer wieder zieht es ihn zum Keyboard, wo er auf diverse Vorbilder Bezug nimmt, auf die Doors etwa oder auf Deep Purple, deren Melodien für die ein oder andere Komposition von The Weight durchaus Pate gestanden haben könnten. Dabei gelingt es den musikalischen Schwergewichten zugleich, ihren eigenen Ton zu finden, so dass jetzt nur noch etwas Glück fehlt, um den endgültigen Durchbruch zu schaffen.
Im Anschluss hatten es Jetbone dementsprechend schwer, an diese hoch gelegte Messlatte heranzureichen. Die jungen Schweden spielten feinen, von den Südstaaten geprägten Rock 'n' Roll mit deutlichen Anleihen aus den 60ern und schienen durchaus Spaß zu haben. Frontmann Alan Riabouchkin, der aufgrund einer Knieverletzung sitzen musste, hämmerte bei den härteren Songs mit seinem rauen Organ Verse in den Raum, die mitunter an The New Roses erinnerten, während Bassist Gurten Sjödin für die eher bluesigen Nummern zuständig war. Klappte schon mal ganz gut, auch wenn man Jetbone die musikalischen Ansätze aus der Generation ihrer Eltern nicht immer so ganz abnahm – die Rock-Phrasen waren immer wieder einen Tick zu glatt, zu brav, zu sauber, um jenes Feuer beim Publikum zu entfachen, das Krissy Matthews zuvor mühelos lodern ließ. Das Potenzial ist allerdings vorhanden. Die Band sollte man sich also merken. Vielleicht kommt sie ja bald wieder nach Bonn. Und brennt dann wirklich lichterloh.
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