Eigentlich ist er doch ein ganz Lieber, der Jens Heinrich. Ein freundlicher, gemütlicher Kumpeltyp für alle Lebenslagen, sensibel und aus Angst vor Vereinsamung zu allem bereit. Eben einer, mit dem man Pferde stehlen kann – und notfalls auch einer, den man ohne zu zögern zurücklässt, wenn es brenzlig wird. Zumindest stellt sich Jens Heinrich Claassen bei seinem schwach besuchten Solo-Programm im Haus der Springmaus so dar. „Ich komm schon klar“, sagt er, nachdem seine Freundin ihn sitzen gelassen hat. Schließlich ist er Komiker. Und so versucht er, aus der Not eine Tugend zu machen und lässt sich auf der Bühne über seine unglückliche Situation aus. Abgeklärt will er dabei wirken, so als wäre alles in Ordnung. Doch immer wieder kommt er auf das selbe leidige Thema zu sprechen. Und das ist auf Dauer leider ein bisschen eintönig.
Dabei hat Claassen einiges zu bieten, insbesondere seine Musikalität. Gut, auch hier ist seine Tonsprache beschränkt, bleibt er weitgehend in vorgefertigten Harmonie-Schemata und vorhersehbaren Melodiestrukturen, doch das Gefühl stimmt. Und das ist schließlich das Wichtigste. Wenn der 42-Jährige mit seiner warmen, weichen Stimme zu singen beginnt, wartet man unweigerlich auf ein Meer von Feuerzeugen und Handy-Lichtern und wundert sich, dass es nur für eine Pfütze reicht und für eine Dauerjohlerin in den hinteren Reihen, die am Anfang ganz amüsant ist und nach ein paar Minuten nur noch nervig. Dabei hätte Claassen, der Kaffee-Junkie mit dem Mett-Igel-Abschiedslied, mehr verdient. Er müsste sich nur mehr trauen. Und vielleicht wirklich mal Mut zur Bösartigkeit haben. Immer wieder setzt er auf tiefschwarze Kommentare, nur um diese direkt wieder zu relativieren, warum auch immer. Einfach mal bissig bleiben. Bei seinem Liebesleben wird ihm das zwar eher nicht weiterhelfen. Aber vielleicht auf der Bühne.
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