Offiziell steht dieser Abend ganz im Zeichen des „Great American Songbooks.“ Standards will Rainer Böhm im Rahmen der Reihe „Jazz in Concert“ im Bonner Pantheon interpretieren, Evergreens berühmter Musical-Komponisten aus dem Goldenen Zeitalter des Jazz. Stücke, die man vielleicht sogar mitsummen könnte. Zumindest manchmal. Doch dazu kommt es nicht. Denn obwohl der 41-jährige Pianist mit seinem Trio überaus virtuos spielt, sind die Klassiker aus der Feder von Cole Porter oder Harold Arlen als solche kaum erkennbar, sind nicht mehr als ein gedankliches Filament, ein letzter Anker für ein in der Stratosphäre stattfindendes musikalisches Gespräch der besonderen Art.
Dennoch ist das Konzert ein Erlebnis. Das Trio, nicht ohne Grund eines der Lieblingsprojekte von Böhm, harmoniert auf eine einzigartige Weise, stets aufeinander reagierend und Impulse hin- und herwerfend wie bei einem Ballspiel. Vor allem Böhm und Drummer Jonas Burgwinkel, der als rhythmischer Tausendsassa die Freiheit in dieser Konstellation sichtlich genießt, befinden sich in einem permanenten Dialog voller feiner Variationen. Arrangiert ist hier nichts, Improvisation ist alles. Die Grooves der Toms finden unweigerlich einen Weg in die linke Hand des Pianisten, der kurz darauf mit der rechten Hand Miniaturen zeichnet, die wiederum Burgwinkel aufnimmt. Dazwischen agiert Christian Ramond am Bass als eine Art Mediator, der das Ensemble zugleich zusammenhält, dem Dialog seiner beiden Kollegen eine Basis verleiht und der nur gelegentlich mal eigene Höhenflüge wagt. Die haben es dann aber in sich, sind elegant, verspielt, luftig und leicht. Gleiches gilt auch für das Spiel Rainer Böhms, der mühelos über die Tasten fliegt, vor allem aber in den leisen Momenten zeigt, über was für einen gefühlvollen Anschlag er verfügt. Und Burgwinkel? Holt aus seinem Schlagzeug alles heraus, bringt es zum Klingen und zum Singen, immer auf der Suche nach neuen Tonfarben, die er in Richtung des Klaviers werfen kann.
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