In der Welt liegt vieles im Argen. Zu viel, um es unkommentiert zu lassen. Vor allem für jemanden wie Dota Kehr. Die Singer-Songwriterin gehört zu jenen zunehmend seltener werdenden Künstlern, die immer wieder aufstehen, Haltung zeigen und zu Akten der Menschlichkeit aufrufen. Auch auf ihrem aktuellen Album „Die Freiheit“, das sie jetzt zusammen mit ihrer Band in der Harmonie vorgestellt hat, thematisiert sie die Ausbeutung des Planeten ebenso wie die Flüchtlingskrise oder scheinbar als normal und harmlos angesehene rassistische Witze. Dazwischen widmet sie sich mit ihrer beträchtlichen stilistischen Bandbreite Alltagsgeschichten, nostalgischen Betrachtungen von Internet-Shops – und natürlich Beziehungen in verschiedenen Varianten.
Dota und die Männer, das ist tatsächlich ein Thema für sich. Eines, das die charmante 39-Jährige immer und immer wieder aufgreift und in Lieder verpackt, mal auf ihren Prinzen wartend, mal in öffentlichen Verkehrsmitteln resignierend, meist aber augenzwinkernd. Politisches und Romantisches geht so Hand in Hand, sehr zur Freude des Publikums, das Dota feiert und jede neue Klangfarbe enthusiastisch begrüßt. Und derer hat Dota so einige im Gepäck. Gerne verweilt sie im Pop, singt mal zarte und mal kecke Chansons oder gar ein kleines Kinderlied, dann wieder mischt ihre Band bei einer instrumentalen Nummer elektronische Sounds oder dreht bei dem epischen „Zuhause“ die Regler kurzerhand in Richtung Rock auf. Mitunter scheint Dota gar am Rand des Hip Hop zu stehen, auch wenn sie selbst dies verneint. „Ich rappe nicht, ich singe nur unglaublich viel Text“, sagt sie. Wenn sie es so sehen möchte. Steht ihr auf jeden Fall gut, ebenso wie das Duett mit dem Kölner Sänger Paul Weber, der so ganz nebenbei jene Schlagzeugbegleitung im Rücken hat, die ihm bei seinen eigenen, zuvor präsentierten Stücken so sehr fehlt. Auch er hat ein Talent für schöne Verse, sieht hin, hat was zu sagen – aber bei der Form kann keiner Dota so schnell das Wasser reichen. Da nimmt sie sich alle Freiheiten. Und wird ihrem Album somit mehr als gerecht.
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