Das Ziel des Schumannfests ist in diesem Jahr so klar definiert wie nie: „Wir wollen Clara werden“, bekräftigt Festivalleiter Markus Schuck im Vorfeld des Konzerts der Queenz of Piano im Haus der Springmaus. Kurzum, Frauen an die Macht. Oder zumindest an die Tasten. Im Jahr des 200. Geburtstags von Clara Schumann ist das nur konsequent. Die Pianistin und Komponistin war eine herausragende Künstlerin und in vielen Bereichen ihrem Mann Robert ebenbürtig – ein Anspruch, mit dem auch Jennifer Rüth und Ming kokettieren. Das Duo will schließlich hoch hinaus, wie der royale Titel unterstreicht. An Selbstvertrauen mangelt es den beiden Damen folglich nicht. Wohl aber mitunter an Timing.
Dabei steht außer Frage, dass sowohl Rüth als auch Ming überaus virtuose Pianistinnen sind, die sich nicht nur in der Klassik zu Hause fühlen, sondern auch Bossa Nova, Boogie Woogie, Rock und Pop
beherrschen. Doch gerade in der ersten Hälfte des Programms stolpern die Queenz mitunter beim Rhythmus, stocken bei Übergängen und hetzen mitunter unnötig durch die Stücke, die sie zwar
bombastisch spielen, leider aber nicht immer so ganz sauber. Ja, das Programm heißt „Verspielt“ und feiert Fehler – aber doch nicht auf diese Weise. Wenn Ed Sheerans „Shape Of You“ zu einer
unnötigen Hetzerei wird oder von „Minnie the Moocher“ nur die erste Strophe bleibt, so dass weder der Witz des Textes noch die kontinuierliche Steigerung der Call-and-Response-Passagen zum Tragen
kommen, ist das weder den Stücken noch den Queenz angemessen. Auch das Quodlibet aus der „Ode an die Freude“ und „Happy“ von Pharell Williams bleibt seltsam blutarm, was aber vielleicht auch an
den stupiden Playback-Beats liegen mag – die Idee ist dagegen brillant, ebenso wie die Theremin-Demonstration am Beispiel des Themas von „Raumschiff Enterprise“ oder die kleine Einführung in den
Blues.
Im späteren Verlauf werden die Queenz zunehmend lockerer, entspannter, präziser und somit besser. Viel besser. Geschickt arbeiten Rüth und Ming das Einsparpotenzial von Mozarts „Türkischem
Marsch“ heraus (Wiederholungen, Vorzeichen und Halbtonschritte werden radikal gestrichen), nur um ihn dann in einer phänomenalen Swing-Version aufleben zu lassen; Nirvanas „Smells Like Teen
Spirit“ erhält kurzerhand ein Choral-Intro im Sinne Bachs, das erstaunlich gut zu der Grunge-Hymne passt; und Coldplays „Viva La Vida“ erweist sich als überaus spritziges Finale. Geht doch. An
diesen Darbietungen hätte sicherlich auch Clara Schumann ihre Freude gehabt.
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