Es geht mal wieder um das Dings. Also das Bums. Das Dingsbums. Na die Wurst natürlich. Und um Frauen. Und um Terroristen, um E-Autos und den Brexit, um eine Globuli-Überdosis und um jede Menge Fußball. Kurzum um all das, was die Welt von Rolf Miller ausmacht. Der bissige Kleingeist aus dem Odenwald, der fast keinen Satz zu Ende bringt und jede Redewendung mit dem Chaos verknotet, ist zurück und besäufniserregender als jemals zuvor. Seit 25 Jahren steht er jetzt auf deutschen Kabarettbühnen, stets mit sehr viel Meinung und ganz wenig Ahnung. Und es gibt keinen Grund, im neuen Programm „Obacht“ irgendetwas anders zu machen.
Millers Konzept geht für seine Fans einmal mehr auf: Da flätzt sich ein 52-Jähriger breitbeinig auf einem Stuhl und ätzt gegen alles, was die so genannte political correctness eigentlich
verbieten würde, eine Pointe nach der anderen mit keckerndem Lachen in die Menge schießend und auch als Kunstfigur sehr wohl wissend, was für einen Quatsch er da vom Stapel lässt. „Gute Witze
sind heutzutage schwierig geworden“, sagt er dazu. „Ich mal lieber schlechte.“ Und von denen hat er so einige auf Lager. Da mischen sich Verballhornungen mit leider nur teilweise überzeichneten
Stammtischparolen, Versprecher mit Vorurteilen und Relativierungen mit Kalauern. Ja, dahinter verbirgt sich so manche pfiffige Pointe, aber so liberal Miller auch in der Tiefe ist, so schwarz
erscheint er an der Oberfläche. „Alle Menschen sind gleich“, betont er etwa mit Blick auf den weltweiten Sexismus, „die Ausnahme hat die Regel.“ Auf die Flüchtlinge hätte er ebenfalls verzichten
können, ausländerfeindlich sei man schließlich schon vorher gewesen, und die Klimadebatte ist ja gut und schön, aber bitte nicht auf Kosten seines Turbodiesels. Das ist schließlich ein
Lebensgefühl. Und zwar seins. Punkt. Ende der Debatte.
Zur Untermauerung seiner Thesen zieht Miller immer wieder all jene Experten hinzu, die seine Sprache sprechen, also in erster Linie Fußballer und andere Sportler, die mit ihren Erkenntnissen
schon so manchen überrascht haben. Was Boris „Bobbele“ Becker und Lionel Messi von sich geben können, ist für Rolf Miller wirklich die leichteste Übung. Ab und zu wagt er sich auch in die
Untiefen der Politik vor, kommentiert die Amtsführung von Angela Merkel, das Verhältnis von Donald Trump zum Klimaschutz („da läuft der elektrische Stuhl dann mit Ökostrom“) und die Rückkehr von
Friedrich Merz („die erste Ratte, die zum sinkenden Schiff zurückschwimmt“). Doch das sind Ausrutscher, eigentlich gibt sich Miller nicht so tiefsinnig. Lieber sind ihm Gags über Kevin Wiesel und
Robert Iltis, Bruder und Cousin von Justin Biber, über „zweigleisige Schwerter“ und über „Krischdl Mess“. Damit muss man sich wenigstens nicht auskennen, um sich dazu zu äußern, auch wenn Miller
durchaus bewusst ist, dass man nicht alles glauben darf, was man so denkt. Zumindest wird man es aber wohl sagen dürfen. Quatsch oder nicht. Dafür wird Rolf Miller denn auch im Pantheon
enthusiastisch gefeiert, mit ganz viel Dings. Bums. Ähm, Klatschen. Links und Rechts und aus der Mitte. Passt also.
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