Fremde Federn stehen nicht jedem. Mitunter sind sie zu groß, oder zu fremd, oder zu verschieden vom eigenen Stil. Sie müssen schon passen – oder passend gemacht werden können. Kultrocker Gerd Köster hat für letzteres ein besonders Talent. Vor 30 Jahren hat er erstmals gemeinsam mit dem Gitarristen Frank Hocker Tom-Waits-Songs in den ihm eigenen tiefkölschen Dialekt übertragen, seitdem ist er dieser Kunst treu geblieben. Jetzt hat das Duo das Album „Fremde Feddere“ aufgenommen, das es zusammen mit Helmut Krumminga im Pantheon vorstellt und dabei zeigt, dass Bob Dylan, Shane McGowan und Frank Zappa auch mit rheinischem Zungenschlag hervorragend klingen.
Zugegeben, eine schöne Stimme in klassischen Sinne hat Gerd Köster eher nicht. Aber gleiches galt und gilt immerhin auch für die von ihm verehrten Sänger, für die Punk-Poeten und Rock-Innovatoren, die mit ungeheurer Intensität ihre Spuren in der Musikgeschichte hinterlassen haben und die nun von dem 62-Jährigen geschickt adaptiert werden. Köster kratzt und knarzt, rotzt rau und reibeisig die ebenso kunst- wie liebevoll übersetzten (und nur minimal umgedichteten) Verse ins Publikum und hat sichtlich Spaß dabei, unter anderem die sexuelle Entwicklung von „Nobbi Braun“ (alias „Bobby Brown“) mit deftiger Bildsprache auszugestalten. Eine brillante Übertragung, ebenso wie die des Tom-Waits-Songs „All The World Is Green“ („De janze Welt es jrön“) oder des Pogues-Titels „A Pair Of Brown Eyes“ („Zwei brunge Oure“). „Der Lieblingslieder-Fundus wächst immer noch an“, sagt Köster dazu. Den verzieren Hocker und Krumminga mit exzellentem Saitenspiel, der eine entspannt zurückhaltend die Akkorde schlagend, der andere ein virtuoses Solo nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelnd. Vor allem wenn wie bei „Lümmel“ der Bluesrock gepflegt wird, kann Krumminga sich austoben und erhält immer wieder Zwischenapplaus – und dann kommt Köster, dieser komische Vogel mit dem imaginären Federkleid, wieder mit einer derart herrlichen Textzeile oder Moderation um die Ecke, dass das Publikum vor Lachen in Schnappatmung verfällt. Was für ein Spaß. Und was für eine Huldigung. Nein, fremde Feddern stehen nicht jedem. Aber Köster, Hocker und Keumminga schon.
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