Die Blockflöte rockt wieder. Endlich. Wildes Holz sind zurück auf der Bühne, und damit wird dem zu Unrecht als Kinderspielzeug verschrienen Instrument einmal mehr die Ehre zuteil, die ihm gebührt. Schließlich kann es überaus vielseitig sein, kann barocke Kanons ebenso trällern wie Madonnas „Like A Virgin“ oder Chick Coreas „Spain“, und selbst AC/DC klingt mit Block erstaunlich gut. Zugegeben, das Trio um Tobias Reisige ist schon etwas Besonderes, ist ebenso virtuos wie schräg und kann sich fast alles erlauben, selbst die Verholzung von Hard Rock und Metal. Aber gerade deswegen bereitet es ja solche Freude, Wildes Holz erneut im Haus der Springmaus zu erleben, wo sie das tun, was sie schon immer beherrschten: Faszinieren.
Selbstverständlich ist das nicht. Im August vergangenen Jahres verstarb unerwartet Gitarrist Anto Karaula, die Zukunft von Wildes Holz war zunächst ungewiss. Bis Djamel Laroussi ins Spiel kam. Der Algerier ist seit Jahren ein guter Freund der Band, ein Meister an den Saiten und ein im positiven Sinne verrückter und innovativer Kopf, der auch schon Stevie Wonder überzeugte – kurzum ein Musiker, der die entstandene Lücke bei Wildes Holz angemessen zu füllen weiß und auch eigene Impulse setzen kann. Afrikanischer Pop trifft bei ihm auf arabischen Schlager, ohne dabei zu fremdartig zu klingen, dazu kommen Fingerpicking-Stilistiken und mitunter auch Latin-Verzierungen. So klingt das Trio neu und zugleich vertraut, zumal Reisige wie üblich in atemberaubendem Tempo alles aus seinen Flöten herausholt (bei „Viva La Vida“ kann er dank Loop-Station sogar fast alles alleine einspielen) und Bassist Markus Conrads mal nonchalant und dann wieder herrlich wild agiert. Er ist für alles offen, auch für die Mandoline, die er etwa bei „Ne Me Quitte Pas“ zunächst liebkost und später augenzwinkernd malträtiert. Ja, sogar französische Chansons finden sich im ungewöhnlichen Repertoire des Programms mit dem Namen „Höhen und Tiefen“, ebenso wie alte und nagelneue Eigenkompositionen, Begrüßungsküsschen und die Titelmelodie von „Rocky“. Eine Mischung, die es in sich hat. Und die ankommt. Das Publikum feiert auf jeden Fall die neuen und alten Hölzer gleichermaßen und wird wohl auch beim nächsten Konzert Bock auf Block haben.
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