Schon seit etlichen Jahren ist der Jazzchor der Universität Bonn eine feste Größe in der Bundesstadt. Mal singt das engagierte studentische Ensemble bei „Der beste Chor im Westen“ mit, dann wieder holt es den Sieg beim Deutschen Chorwettbewerb oder – wie in diesem Jahr – beim Aarhus Vokal Festival in Dänemark. Insofern dürfte es keine große Überraschung sein, dass alle drei Semesterabschlusskonzerte des Chores unter dem Titel „No better Place“ restlos ausverkauft waren. Zu Recht, wie dieser in der Aula der Uni Bonn am vergangenen Dienstag zeigte. Eine feine Intonation traf auf starke Dynamik und eine herrliche Lockerheit, die alles andere als selbstverständlich ist. Ja, der Jazzchor kann auch grooven. Sogar ohne Jazz.
Tatsächlich ist der weitgehende Verzicht auf Standards aus dem namensgebenden Genre so ziemlich der einzige Wermutstropfen. Stattdessen tummelt sich der Klangkörper lieber im Bereich des
anspruchsvollen Pop, interpretiert Werke von Singer-Songwriter James Taylor, gibt mit Queens „Don't Stop Me Now“ Vollgas oder zelebriert das opulent klingende „This Is Me“ aus dem Film „The
Greatest Showman“ mit jeder Menge Energie. Klasse, ebenso wie das ambitionierte „Death Of A Bachelor“ der Alternative-Rock-Band Panic! At The Disco und das wirklich frech-swingende „Honey Pie“
der Beatles, bei dem der Chor die Hommage an die 1920er Jahre überaus geschickt umzusetzen verstanden. Was für ein Spaß. Nicht ganz so überzeugend war dagegen „Danny Boy“, bei dem zahlreiche
Generalpausen das Stück unnötig dehnten und es so von einem Folk- zu einem Kunstlied transformierten.
Insgesamt zeigte sich der Jazzchor auf jeden Fall in Topform, was das Publikum auch mit begeistertem Applaus quittierte und sich daher bereitwillig für einen guten Zweck einspannen ließ: Kurz vor
der Pause konnte die Unicef-Hochschulgruppe auf ein Projekt in der Elfenbeinküste hinweisen, bei dem Plastikmüll zu Kunststoffziegeln verarbeitet wird, um damit Schulen zu bauen. Eine starke
Kombination, für die sich der Chor explizit stark machte, um nicht nur musikalisch dafür zu sorgen, dass die Welt mit etwas Engagement und Leidenschaft zu einem besseren Ort wird.
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