Große Ambitionen? Hat David Kebekus definitiv nicht. Zu anstrengend. Wozu irgendwelchen Erfolgen oder Zielen hinterherhecheln, die man irgendwann einmal in einem Anflug von Größenwahn auf eine Liste geschrieben hat und die doch mehr Kraft kosten und weniger cool sind als ein Abend auf der heimischen Couch? Weg mit den Illusionen, her mit der Realität, so banal sie mitunter auch sein mag. Für Kebekus bedeutet dies, sich damit abzufinden, dass seine Schwester Carolin bekannter ist als er, größere Hallen füllt und die Familie zu Weihnachten auch mal in den Ski-Urlaub einladen kann, während Klein-David mit seinen 35 Jahren in Sessel-Clubs spielt und immerhin noch die Karte zum gemeinsamen Geschenk beisteuern kann. So ist das Leben eben – und damit kommt Kebekus ganz gut klar, seit er angefangen hat, die einst hochgesteckten Ziele zusammenzustreichen. In der Lounge des Pantheons blickt er nun auf seine Existenz. Und die ist an sich längst nicht so schlecht, wie man angesichts der ernüchternden Haltung zunächst glauben könnte.
Im Gegensatz zu vielen anderen Comedians weigert sich David Kebekus, sich über die Welt und ihre Menschen aufzuregen. „Lass doch die anderen in Ruhe“: Diese Bühnenregel, die sowohl Entertainer
als auch Moderatoren mitunter auf die harte Tour lernen müssen, kommt bei ihm universell zum Einsatz. Wenn jemand unbedingt meint, einen Panda mit einem Stift in der Hand retten zu wollen, dann
soll er es eben versuchen. Und irgendwann aufgeben, den entsprechenden Punkt auf der Liste mit dickem schwarzem Edding durchstreichen und erwachsen werden. Klingt nihilistisch, ist es auch,
zaubert Kebekus aber zumindest ein schadenfrohes Lächeln ins Gesicht.
Trotz dieser Einstellung ist David Kebekus alles andere als ein Ekel, sondern ganz im Gegenteil ein überaus charmanter und amüsanter Familienmensch, der sich zwar über das Meerjungfrauen-Shooting
seiner Mutter wundert und darauf hofft, dass sein Vater doch irgendwann mal gemeinsam mit ihm den nahen Penny-Markt überfällt, eigentlich aber nur das Beste für alle will. Auch für sich. Dumm
nur, dass er wieder einmal Single ist, unter anderem aufgrund seiner Faszination für gestörte Frauen a la Amanda Knox – und die Ex kann man heutzutage noch nicht einmal konsequent vergessen, weil
das Löschen der Telefonnummer in Zeiten der sozialen Medien längst nicht mehr ausreicht. Armer David. Dabei analysiert dieser sein Leben mit so viel Witz, dass es eine Freude ist, vor allem eben,
weil er die Ruhe bewahrt und nicht versucht, auf Teufel komm raus eine Pointe an die andere zu setzen. So ist es noch nicht mal schlimm, wenn er, der unter anderem immerhin auch für seine
Schwester und für die heute-show schreibt, mitunter ins Ordinäre abdriftet, Kotherzen formt und sich gegen einen Dreier ausspricht, weil der ja auch viel zu anstrengend wäre. So wie vieles andere
auch. Mit dem Auftritt im Pantheon hatte David Kebekus aber offenbar keine Mühe, sehr zur Freude des begeisterten Publikums.
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