Carl Carlton: Der Gesang der Blues-Hunde

Unter Musikerkollegen genießt Carl Carlton einen hervorragenden Ruf. Der Ostfriese ist eine feste Größe in der Rock- und Pop-Welt, Stamm-Gitarrist bei Lindenberg, Westernhagen und Maffay – und das ist nur der Anfang einer illustren Liste von Stars, die gerne auf die Dienste des 64-Jährigen zurückgreifen. Mit Eric Burdon hat er das Album „Soul Of A Man“ aufgenommen und mit Robert Palmer das Grammy-nominierte „Drive“, war mit Joe Cocker auf Tour und hat angeblich einmal Bruce Springsteen abgesagt. Seine eigene Band, die Songdogs, sind dabei in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen. Doch jetzt, mehr als zehn Jahre nach der letzten Tour, hat Carlton sie wieder zusammengetrommelt und dabei auch der Harmonie einen Besuch abgestattet.

Ebenso wie ihr Meister sind auch die Songdogs keine Unbekannten. Gitarrist Moses Mo und Bassist Jerry „Wyzard“ Seay, die so ganz nebenbei für die ein oder andere mehrstimmige Phrase ans Mikro treten, spielen sonst eigentlich bei der Funkrock-Formation Mother's Finest, während Keyboarder Pascal Krevetz und Schlagzeuger Bertram Engel so wie Carlton selbst fest bei Lindenberg und Maffay engagiert sind. Eine Top-Formation, die in der Vergangenheit unter anderem die Aufmerksamkeit von Dylan-Drummer Levon Helm und von Stones-Gitarrist Ron Wood erregt hat. Insofern war es keine Überraschung, dass die Harmonie voll war – höchstens eine, dass das Konzert nicht ausverkauft war. Zumal die Band ihrem Ruf mehr als gerecht wurde. Unaufgeregte Rock-Nummern in allen möglichen Färbungen und Schattierungen strömen von der Bühne, meist vom Blues beeinflusst, mitunter aber auch in andere Richtungen wie etwa den Reggae mäandernd. Die Songdogs sind dabei zumindest am Anfang noch recht brav, erst im späteren Verlauf zeigen sie ihre Zähne – zum Glück, schließlich soll die Musik nicht zu gefällig werden. Schließlich zeigt Carlton auch immer wieder eine klare Kante, äußerst sich politisch, wehrt sich gegen Unterdrückung und Ausgrenzung und fordert stattdessen „Love, Understanding and Respect“.

 

Dazwischen erzählt er Geschichten aus seinem Leben, die ihn zu bestimmten Songs getrieben haben, ganz unverblümt und gerade deshalb sehr sympathisch. Das Publikum genießt das, ebenso wie den professionell-kontrollierten, wenn auch dadurch ein wenig glatt wirkenden Rock, den Carl Carlton und seine Songdogs mehr als zwei Stunden zum Besten geben. Stromlinienförmig könnte man diesen Sound auch nennen, glasklar und poliert. In der Harmonie funktioniert er auf jeden Fall gut, etwas anderes könnte man von dieser Band auch nicht erwarten. Und auch wenn die einzelnen Mitglieder wahrscheinlich nach der Tour wieder zu ihren bewährten Brötchengebern zurückkehren werden, haben die Songdogs doch noch einmal gezeigt, dass sie sprichwörtlich ganz schön bellen können.

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