Ach ja, Beethoven. Eine Lichtgestalt, wenn man Musikliebhaber, -wissenschaftler und Musiker fragt, einer der größten wenn nicht gar der größte Komponist überhaupt. Und gebürtiger Bonner, das sollte man im Gegensatz zu manchen Journalisten und Bundespräsidenten nicht vergessen. Doch er war eben auch der Ludwig – und dem widmet sich nun Konrad Beikircher, der rechtzeitig zum 250. Geburtstag Beethovens im kommenden Jahr ein Buch und ein neues Programm über den Menschen hinter der Maske des Genies geschrieben hat. Im Pantheon hat er nun sein „Dat dat dat darf“ vorgestellt und in gewohnt lockerer Art allerlei Verzällchen und Anekdötchen zum Besten gegeben, die auch die Schattenseiten des vermeintlich unberührbaren Titanen beleuchten.
Für seine Recherche hat Beikircher zahlreiche Dokumente gewälzt, Briefe der Ludwig sehr zugetanen Bettina Brentano etwa oder Erinnerungen des Bäckermeisters Gottfried Fischer, der eine Wohnung an
die Familie Beethoven vermietet hatte. Auch die wissenschaftliche Literatur kommt nicht zu kurz, der erste Beethovenhaus-Direktor Ludwig Schiedermair wird ebenso zitiert wie sein Nachfolger
Joseph Schmitz-Görg, bei dem Beikircher selber studiert hat. „Was ich Ihnen also erzähle, ist wirklich so passiert“, betont letzterer. „Außer ich erzähle Quatsch.“ Was aber in der Regel
offenkundig ist. Wenn Beikircher etwa darüber philosophiert, was die Initialzündung für das berühmte Klopf-Motiv der 5. Sinfonie war und vom Klobesuch („es ist besetzt“) bis hin zur Verwunderung
einer Bonnerin angesichts eines sich erleichternden Mädchens („Dat dat dat darf“) alles an möglichen und unmöglichen Theorien heranzieht, ist das nur zum Teil ernst gemeint. Wenn er dagegen
Beethoven als gutaussehenden Mann mit „Macho-Statur“, dunklem Teint und nur wenigen Pockennarben beschreibt, der bereits in Bonn als „Der Spaniol“ bekannt war und sich vor potenziellen
Liebschaften offenbar kaum retten konnte, hat er dafür hinreichende Belege.
So zeichnet Beikircher das Bild eines Künstlers, der in seinem Schaffen durchaus selbstbewusst war und sich als erster Musiker überhaupt von den Zwängen einer Anstellung bei Hofe befreite, der
aber in Liebesdingen schwankend, in Ökonomie schwächelnd und in Bezug auf Reinlichkeit eine Katastrophe war. Nicht ohne Grund war Beethoven eine Art Mietnomade, der nur allzu oft aus seiner
Bleibe vertrieben wurde, weil er ohne Rücksicht auf seine Nachbarn bis spät in die Nacht auf seine Flügel hämmerte, sich zum Wachbleiben Wasser über den Kopf goss (das natürlich prompt in die
darunter liegenden Wohnungen tropfte) und Zeit seines Lebens auf Strohsäcken schlief. Mitunter lässt Beikircher bei seiner Darstellung allerdings einen roten Faden vermissen, springt fröhlich in
der Biographie und auch zwischen den einzelnen Themen hin und her, aber das kennt man ja nicht anders. Letztlich ist Beikirchers Programm dennoch überaus informativ, zugleich gewohnt unterhaltsam
und mitunter sogar richtig bissig, vor allem wenn es um den Umgang Bonns mit ihrem größten Sohn geht. Und nein, die Diskussion um das geplante Riesenrad auf dem Remigiusplatz wird jetzt nicht
wieder eröffnet. Das macht Beikircher schon zu Genüge.
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