Arme Miss Allie. Ist ihr Herz einfach aus ihrer Brust heraus ins Klo gesprungen und ist verduftet. Nur weg, bevor noch was passiert. Immerhin hat die zierliche Singer-Songwriterin nach eigenen Angaben in der Vergangenheit kein Glück mit Männern gehabt. Andererseits hat ihre Zeit mit einem Australier sie zu ihrem ersten deutschen Text animiert, wofür ein Großteil des Publikums im Haus der Springmaus dem Namenlosen wahrscheinlich überaus dankbar sein dürfte. Und sie ist wieder Single, sehr zur Freude der Herren im Saal, oder zumindest jener, die noch nicht in festen Händen sind und sich für eine durchaus attraktive Blondine begeistern, die davon träumt, zusammen mit einem gelben Pferd mit lila Punkten in der Kanalisation nach dem entfleuchten Organ zu suchen – oder alternativ ein Papiertütenkack-Imperium zu errichten.
Nein, sonderlich subtil ist Miss Allie wahrlich nicht. Frech mögen sie manche nennen, keck oder auch kackdreist. In erster Linie ist sie in ihren Liedern aber pubertär, und zwar nicht nur wegen der eben beschriebenen Klo-Fantasien, sondern auch wegen Versen wie „Ich wär auch mal gern seine Nase, denn da steckt er die Finger rein“. Und das von einer Musikerin, die sich explizit auf Joni Mitchell, Bob Dylan und Bruce Springsteen als Vorbilder beruft, Künstler also, die wirklich etwas zu sagen hatten. Aber zu den wichtigen Themen dieser Welt, das gesteht Miss Allie selbst ein, fehlen ihr einfach die richtigen Worte. Und selbst wenn sie die fände, wäre nicht gesichert, dass sie damit ebenfalls die Springmaus füllen und den Saal zum johlen bringen könnte. Mit Liedern über halbnackte Schrebergärtner dagegen, da ist das ohne weiteres möglich. Sex sells, das weiß auch Miss Allie, die sich kurz zuvor allerdings noch darüber echauffiert hat, dass ein betrunkener Schlossermeister sie im Irish Pub blöd angemacht hat. Der darf nicht sabbern, sie aber schon. Weil sie ja so süß ist und es mühelos versteht, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Das singt dann kollektiv „Du bist wunderschön“ oder das Motto der neuen CD, „Aus Scheiße wird Gold“, flirtet mit der 29-Jährigen und wünscht sich, einmal so wie diese das Herz auf der Zunge tragen zu können. Auch auf die Gefahr hin, dass es dann ins Klo springt. Oder aus diesem wieder heraus.
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Max Dohrmann (Freitag, 30 Juni 2023 18:49)
Verstehe die Kritik nicht. Miss Ally singt über eine harmlose Wahrnehmung, abzugleichen wäre sie mit der entsprechenden männlichen.
Wath's the problem?