Den Blues kennt Bernard Allison schon seit seiner Geburt. Als Sohn des legendären Luther Allison ist der Zwölftakter quasi in seiner DNA verwurzelt, der Groove sein Herzschlag und die Gitarre sein Geburtsrecht. Jetzt, 30 Jahre nach der Veröffentlichung seines ersten Solo-Albums, ist er wieder mal nach Bonn gekommen, um eine neue Live-CD vorzustellen und um das Erbe seines Vaters zu pflegen. Dafür hat er noch einmal aufgestockt, hat neben Bassist George Moye, Drummer Mario Dawson und Saxofonist José James auch den gerade mal 19-jährigen Gitarristen Dylan Salfer an seiner Seite und lässt mit ihnen die „Songs From The Road“ in die Harmonie lebendig werden. Professionell wie eh und je taucht Allison in den Blues ein, lässt die Gitarre aufjaulen und die Menge toben. Also alles wie immer. Ein gutes Konzert. Wenn auch kein brillantes.
Dabei kann man Bernard Allison eigentlich keinen Vorwurf machen. Er und seine Band spielen auf technisch höchstem Niveau, überaus versiert und souverän. Jeder Ton sitzt perfekt, Experimente
werden nicht gemacht. Eigentlich schade, wirkt der Auftritt dadurch mitunter ein wenig steril, lässt das Feuer vermissen und die Leidenschaft, die dreckigen Einwürfe und die unerwarteten
Wendungen einer herausragenden Improvisation. Andererseits ist Allison nun einmal keine Rampensau, ebenso wenig wie sein Vater, dessen Philosophie sich in einem Dreisatz zusammenfassen ließ:
„Leave your ego, play the music, love the people“. Und fühl den Blues.
Letzteres ist nicht immer so spürbar, wie es sein könnte, obwohl außer Frage steht, dass Allison ganz genau weiß, was er da tut. Mit flinken Fingern tanzt er über die Saiten, setzt seine Riffs
wohldosiert ein und wirkt dabei doch so zurückhaltend, dass man sich unweigerlich fragt, wie er wohl entfesselt klingen würde. Egal: Das Publikum ist zufrieden, bejubelt jeden entspannten Einfall
und vor allem die starken Saxofon-Passagen von José James, der für einen herrlichen Kontrast zu den wuchtigen Gitarrenklängen sorgt und der Musik so eine neue Dimension verleiht. Das gilt sowohl
für die frischen Eigenkompositionen, die Bernard Allison im Gepäck hat, als auch für manche Klassiker aus der Feder seines Vaters, die mit einer neuen Lackierung wie neu wirken. An diesem Abend
muss das reichen. Und vielleicht dreht Allison beim nächsten Besuch gleich noch ein bisschen mehr auf. Könnte er problemlos tun. Die Musik und die Harmonie würden es begrüßen.
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