Hinfort mit all der schlechten Laune. Ja, irgendwann beißt jeder Gärtner ins Gras, verreckt jeder Turner, schläft jeder Nachtwächter für immer ein – aber davor kann man doch ein wenig Spaß haben! Vor allem dann, wenn Pasquale Aleardi mit seinen Phonauten in der Stadt ist und die Nasenflöten auspackt. Der charmante Schauspieler („Kommissar Dupin“) und enthusiastische Sänger ist zum inzwischen dritten Mal in die Harmonie gekommen, um die Menschen mit viel Quatsch und Antidepressionsmusik locker zu machen, und dank der Spielfreude des Trios und eines Technikers mit Rampensau-Qualitäten gelingt dies einmal mehr meisterhaft.
Dabei greifen Aleardi alias Paco das Pferd sowie seine beiden Mitstreiter Jörg „Spike“ Hamers (Bass) und Marc „Mary“ Leymann zu einem nicht unerheblichen Teil auf Altbewährtes zurück. Die
Retro-Liebe der Phonauten wird ebenso besungen wie die Ratschläge des Onkel Doktor, dazu kommen ein paar liebevoll-bösartige Kabbeleien und diverse Ausbrüche von Kinski-Tourette. Natürlich muss
beziehungsweise darf auch wieder eine Dame aus dem Publikum mitsingen und in die Nasenflöte tröten – diesmal trifft es Margarete, die bei einem Gewinnspiel des General Anzeigers den Platz im
Rampenlicht ergattert hat und dafür von Aleardi liebevoll umgarnt wird. Amüsant ist all das ohne Frage, allerdings mittlerweile auch vorhersehbar. Die einst so vibrierend anarchischen
Konzerte sind Routine geworden, die Bühnenpersona festgefahrene Rollen mit den immer gleichen Texten. Manche Geschichten an diesem Abend sind schon beim letzten Auftritt von Aleardi und den
Phonauten erzählt worden, und zwar wortwörtlich. Das haben die drei doch gar nicht nötig, so wunderbar die etablierten Stücke auch sein mögen.
Tatsächlich blüht das Trio immer dann auf, wenn es neues Material präsentieren kann. Dazu gehört ein kritisches Lied über den Fleischkonsum des Westens („Schweine weinen“), das angeblich zum
ersten Mal überhaupt vor Publikum dargeboten wird, sowie eine völlig unerwartete, herrlich bissige Einlage von Techniker Sebastian, der die Gelegenheit nutzt, um seinen Chefs mal gründlich die
Meinung zu sagen. Klar, auch das ist einstudiert, irgendwo zwischen Kabarett und Singer-Songwritertum, doch zumindest wirkt die Nummer frisch und unverbraucht, ein grandioser Spaß, mit dem
niemand gerechnet hat. Davon könnten Paco und Co beim nächsten Besuch in der Harmonie ruhig mehr im Gepäck haben. Und wiederkommen müssen sie. Denn auch wenn so manche Idee inzwischen bekannt
ist, kann doch jede einzelne immer noch ein Lächeln auf die Gesichter des Publikums zaubern. Und das ist schließlich die Hauptsache.
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