Die Sprache ist für Danko Rabrenovic essentiell. Die einzige Instanz der kulturellen Identität, die noch dem „waschechten Balkanesen“ noch irgendetwas bedeutet. Die Sprache ist eine Zuflucht, sie ist Heimat, auch wenn der Musiker, Autor und Moderator manchmal nicht so ganz weiß, ob er gerade auf serbisch flucht oder auf kroatisch schimpft, ob er bosnische Geschichten erzählt oder doch eher montenegrinische. Früher, in seiner Jugend, war das alles eins. Jugoslawisch. Noch heute sieht Rabrenovic, Sohn eines Serben und einer Kroatin, als „Ex-Jugo“, und auch wenn er schon seit 30 Jahren in Deutschland lebt, kann er sich doch mitunter sehr über die Eigenheiten seiner Mitbürger wundern. In der Pantheon-Lounge hat er sich nun im Rahmen seines Solo-Programms darüber ausgelassen und mit charmantem Witz und viel Musik untermalt.
Dabei ist es für Rabrenovic ungewöhnlich, so ganz allein auf der Bühne zu stehen. Normalerweise tritt er mit seiner Balkan-Ska-Band Trovači auf, um augenzwinkernd Kulturschocks zu verarbeiten oder dem Publikum Kehrverse auf mazedonisch beizubringen. Doch diesmal hat er nur sich, seine Gitarre und eine Loop-Maschine. Das reicht dank der charismatischen Stimme des 52-Jährigen völlig aus. Dabei halten sich Lieder und Wort-Beiträge die Waage – und natürlich greift Rabrenovic bei letzteren tief in die Kiste mit den Klischees. Ist aber nicht schlimm, denn im Gegensatz zu vielen anderen Entertainern sucht der Balkanese nicht nur nach Pointen, sondern immer wieder auch nach Erklärungsmustern. Etwa bei den Unterschieden beim Schimpfen. „Wir Balkanesen sind da sehr genitalfixiert, ihr Deutschen analfixiert“, sagt er. Über hierzulande gängige Fäkal-Beleidigungen würde man in Serbien nur lachen – doch wer mit Geschlechtsverkehr droht und dadurch im schlimmsten Fall auch noch die Heiligkeit der Familie entweiht, der setzt ein Ausrufezeichen. Und die interessieren Rabrenovic mehr als die eigentlichen Schimpfwörter. Ihm geht es eben um die Funktion, nicht um die Provokation.
Damit kommt er beim Publikum gut an, ebenso wie mit der Betrachtung der ein oder anderen deutschen Eigenart, vom samstäglichen Autowasch-Gang („auf dem Balkan wartet man einfach, bis es regnet“) bis hin zur Vorausplanung in allen Belangen, ob es sich nun um Feiertage handelt oder um Bühnenauftritte. Immerhin hat letzteres aber dafür gesorgt, dass Danko Rabrenovic an diesem Abend in der Pantheon-Lounge ist. Eine Tugend, für die man dankbar sein sollte. Und auf die man nun baut, in der Hoffnung, dass Rabrenovic noch einmal wiederkommt nach Bonn. Ob allein oder mit Trovači. Beides würde sich lohnen.
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