Heino hat schon viel erlebt. Der Schlagersänger mit dem markanten Bariton und der allgegenwärtigen schwarzen Sonnenbrille ist schon überall aufgetreten, sogar in Wacken vor zehntausenden Metal-Fans. Aber vor Autos? Das ist selbst für den 81-Jährigen eine Premiere. Andererseits ist in Zeiten von Corona nichts normal, und wenn ein solches Konzert die einzige Möglichkeit darstellt, um derzeit in Bonn überhaupt irgendwie Live-Musik zu machen, dann spielt Heino eben vor Autos. Und für jene, die in ihnen sitzen. In Endenich hat er nun die „Bonn-Live“-Autokonzertreihe eröffnet – und war damit der erste Künstler seit zwei Monaten, der in der Bundesstadt vor Publikum auftreten durfte. Eine Premiere der ganz besonderen Art, die bei den Besuchern des Geländes hervorragend ankam.
Während Heino auf der Bühne erst einmal die Nieten-Lederjacke überwarf und sich mit „An Tagen wie diesen“ (im Original von den Toten Hosen) sowie „Junge“ (von den Ärzten) großzügig beim Punkrock
bediente, feierten seine Fans in ihren Wagen statt wie sonst direkt vor der Bühne. Alles auf Abstand. Aus diesem Grund hatte Heino auch keine Band dabei, Playback musste reichen. Da der Ton aber
ohnehin über die Autoradios übertragen wurde, spielte das für das Klangerlebnis keine große Rolle. Passanten oder auch Anwohner bekamen dadurch von der Veranstaltung nichts mit – das ist in Bonn
auch in Corona-Zeiten ein essentielles Kriterium für die Durchführung von Konzerten. Immerhin durfte das Publikum entgegen früherer Vorgaben die Fenster öffnen, durfte jubeln und zumindest via
Lichthupe auch Beifall spenden. Was es denn auch gerne tat. Dabei spielte es keine Rolle, ob Heino Rock-Songs schmetterte oder Klassiker wie „Blau blüht der Enzian“. Jede Note wurde geradezu
zelebriert. Für viele Besucher war es ein ganz besonderes Erlebnis, für das sie mitunter sogar eine längere Anreise in Kauf nahmen. Ein paar Fans waren sogar extra aus Schleswig-Holstein
gekommen, um Heino zu erleben, der eine Stunde lang stoisch seine Lieder präsentierte und sich von der seltsamen Distanz, die zwischen Künstler und Fans herrschte, nicht irritieren ließ.
Für die Veranstalter um Julian Reininger und Sandro Heinemann war das Konzert ohne Frage ein gelungener Auftakt, auch wenn das Gelände nicht bis auf den letzten Platz gefüllt war. Dies mag
allerdings daran liegen, dass die Stadt Bonn erst zwei Tage zuvor einer Erhöhung der Kapazitäten zugestimmt hatte und viele Interessierte davon nichts mitbekommen hatten. Im Vorfeld war das
Interesse auf jeden Fall gigantisch, manche Veranstaltungen waren innerhalb von Sekunden nach Vorverkaufsstart ausverkauft. Zu den Höhepunkten dürften die Konzerte der Rammstein-Tributeband
Völkerball, der Kölschrock-Band Höhner und des Top-DJs Felix Jaehn gelten. Aber auch Comedians und Kabarettisten wie Markus Maria Profitlich, Ingo Appelt und Anka Zink treten bei den
Autokonzerten auf, die zunächst einmal bis Ende Juni ein volles Programm aufweisen.
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