BOB & Makeda: Kraftvolle Königin

„Wir sind wieder da!“ Die Erleichterung und die Freude über diese eigentlich so einfachen Worte waren Dirk Kaftan deutlich anzusehen. Denn einfach war in den vergangenen Monaten nichts, schon gar nicht für Musiker. Und während es den Mitgliedern des Beethoven Orchesters Bonn (BOB) im Vergleich zu ihren freien Kollegen im Lockdown noch gut ging, blutete ihnen angesichts des Ausfalls von fast allen Konzerten doch das Herz. Umso wichtiger war es für sie, endlich wieder in voller Besetzung vor einem Live-Publikum spielen zu dürfen.

Am vergangenen Freitag war dies im Rahmen der Telekom-Open-Air-Konzerte, die dem Kulturgarten vorangestellt sind, endlich wieder möglich, und nicht nur das BOB griff die Gelegenheit beim Schopfe. Zahlreiche kulturell ausgehungerte Bonnerinnen und Bonner waren auf den Platz vor dem Telekom Forum gekommen, um den Bonner Klangkörper zu feiern. Das Orchester bedankte sich dafür mit einigen gefälligen Stücken – und mit dem Auftritt der Bonner Sängerin Makeda, die alle anderen Künstler des Abends mühelos in den Schatten stellte.

 

Schwer zugängliche Werke hatte das BOB bei ihrem ersten analogen Konzert nach etlichen Monaten ganz bewusst ausgeklammert; stattdessen setzte es auf ein Repertoire, das wahlweise zum Lachen oder zur Nostalgie anregte. Meist beides auf einmal. Lediglich die Auswahl aus den beiden Peer-Gynt-Suiten Edvard Griegs spannte den Bogen der Emotionen weiter auf, von der traurigen Melancholie („Åses Tod“) bis hin zum explosiven Aufruhr („In der Halle des Bergkönigs“). Dirigent Kaftan versuchte denn auch, diese Spannbreite erlebbar zu machen, und auch wenn das BOB noch nicht wieder vollständig eingespielt zu sein schien, erfüllten die berühmten norwegischen Kompositionen doch ihren Zweck. Das Publikum ließ sich auf die musikalische Erzählung ein, hörte wieder zu, fühlte die Kraft der Musik – und war begeistert.

Die anschließenden Stücke zielten derweil eher auf das Zwerchfell, waren aber auch als Dank des BOB an verschiedene Institutionen gedacht. Die Titelmusik der „Schwarzwaldklinik“ widmete Kaftan, der mit seinen Musikern einige Monate im Impfzentrum des WCCB ausgeholfen hatte, kurzerhand dem Gesundheitswesen, während Leroy Andersons hektisches „Fiddle Faddle“ mit den extrem anspruchsvollen Geigen-Passagen dem Management des BOB zugestanden wurde. Thomas Koschats „Schneewalzer“ ging an alle verhinderten Ski-Fahrer, und Reinhard Summerers „Rhein-Donau-Welle“, eine skurrile Collage mit Versatzstücken unter anderem aus Wiener Tanzmusik, Swing, dem „Imperial March“ aus „Star Wars“ und dem Donau-Walzer, indirekt an alle Ratefüchse. Wer hier sämtliche musikalischen Zitate benennen wollte, musste schon sehr aufmerksam sein. Inmitten dieser unterhaltsamen Spielereien glänzte Gabriel Faurés „Fantaisie für Flöte und Orchester“, die Solistin Mariska van der Sande wunderbar gefühlvoll interpretierte.

Der Höhepunkt des Abends war jedoch zweifelsfrei der Auftritt von Makeda. Die 31-Jährige, die schon Christina Aguilera und den Rapper Sean Combs alias P. Diddy von sich überzeugen konnte, hatte mit dem BOB vier Eigenkompositionen voller Soul- und Pop-Einflüsse einstudiert und erwies sich auf der Bühne in Top-Form. Herrlich das kraftvolle „Breathing Fire“, bei dem Makeda die ganze Kraft ihrer Stimme einsetzen konnte; überwältigend im Anschluss „Queen of Sheba“; zärtlich später „The Day I Loved You Most“, jener Song, mit dem die Sängerin vor zwei Jahren beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest antrat und Zweite wurde. An diesem Abend, mit einem immer stärker werdenden Orchester im Rücken, wurde sie Erste.

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