Eigentlich hat Cynthia Nickschas keinen Grund, nervös zu sein. Immerhin hat die charismatische Liedermacherin Heimspiel, dazu eine starke Band im Rücken und viele Freunde im Publikum. In Bad Godesberg, genauer unter der Zeder vor dem Kleinen Theater, sollte doch alles wie von selbst laufen. Tut es auch, abgesehen von kleinen Technik-Problemen, dennoch ist die 34-Jährige nervös. „Heimspiele sind die schlimmsten Auftritte, da will man schließlich besonders gut sein und alles richtig machen“, gesteht sie. Große Erwartungen – die sie letztlich aber vollends erfüllt.
Trotz der monatelangen Auszeit, die Cynthia Nickschas wie alle Musiker tief getroffen hat, ist ihre Stimme so charaktervoll und vielseitig wie eh und je, vielleicht sogar noch ein bisschen stärker als früher. Mal röhrt sie mit rauchigem Timbre, dann wieder klingt sie völlig klar, mal singt sie ein bissiges Lied vom Menschenhass, dann wieder einen zärtlichen Bossa Nova in Erinnerung an ihren verstorbenen Vater. Balladen hat sie ebenso im Repertoire wie Gute-Laune-Songs mit Unterstützung zweier Mädchen aus dem Publikum; fetzig, kratzig, launig, all das und mehr zeichnet die Musik aus. Stark ist dabei auch ein Corona-Punk-Song, bei dem Nickschas ihre Stimme noch fester gegen das Reibeisen presst – zusammen mit dem folkigen Geigenspiel von Alwin Moser entsteht so ein Klang, der von den Pogues nicht allzu weit entfernt ist. Dies ist nicht zuletzt der Band im Hintergrund zu verdanken, die geschickt den nötigen Druck aufbaut und die Lieder von Cynthia Nickschas gekonnt koloriert und schattiert. Pianist Olaf Roth bringt immer wieder Jazz-Soli ein, während Daniel Schild und Dirk Kunz ein herrlich unaufgeregtes Fundament legen. Dazu noch die Violine und Cynthias Stimme sowie die stille Teilnahme von Bühnenhund Snoopy, schon ist das Erlebnis perfekt. Trotz oder vielleicht auch wegen des Heimspiels.
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