Techno mal anders: An diesem Donnerstagabend schallen nicht etwa hämmernde Bässe über den Kulturgarten in Richtung Rhein, um das tanzwütige Publikum in Ekstase zu versetzen, sondern vielmehr hämmernde Saxofone, Posaunen und ein Sousafon. Die Wirkung ist jedoch nahezu identisch, und nicht weniger will die Hamburger Band Meute erreichen. Die elf Musiker aus dem Norden haben sich in den vergangenen Jahren einen Namen damit gemacht, House-Tracks mit den Mitteln einer Marschkapelle zu interpretieren – ein Ansatz, den sie unter anderem mit den Mitgliedern der Jazzrausch Bigband teilen. Jetzt feuern Meute eben auf dem Gelände neben dem Römerbad die Beats aus dem Blech, was mal wieder hervorragend funktioniert. Zumindest nach einer guten halben Stunde.
Zu Beginn des Konzerts ist die stampfende, röhrende, pulsierende Meute noch ein wenig träge, routiniert aber leider zu verhalten. Dementsprechend steht die Menge zwar, tanzt aber nur ab und an, zelebriert eher ein braves Wippen als einen ausgelassenen Rave. Das reicht nicht, zumal man gerade von Meute deutlich mehr erwartet. Aber gut, die Band muss sich nach der inzwischen hinlänglich bekannten Durststrecke auch erst wieder an Live-Auftritte gewöhnen, und zum Glück gelingt ihr dies in Bonn. Nach und nach kommt die Treibjagd auf die wilden Töne in Schwung, wird das Spiel druckvoller, drängender, dynamischer. Die Drummer feuern ihre Kollegen an, Marimba-Virtuose André Wittmann gibt bei seinen Solo-Einwürfen ebenfalls Gas, und auf einmal ist die Band da, wo sie sein muss, vor dem Schlag statt hinter ihm, die Musik jagend statt ihr hinterherhechelnd. Das gut 1000-köpfige Publikum spürt diesen kleinen aber feinen Unterschied, bricht unvermittelt in tosenden Jubel aus, kommt in Bewegung und verwandelt den Kulturgarten so in eine Open-Air-Disco. Geht doch. Jetzt kommen auch die Stücke des aktuellen Albums „Puls“ entsprechend zur Geltung, sowohl auf dem Gelände als auch bei den Zaungästen an der Rheinpromenade. Ein Pulk steht unmittelbar neben dem Eingang und blickt neugierig über die Absperrung. Party zum Nulltarif – so sollte der Kulturgarten eigentlich nicht verstanden werden. Sowohl die Veranstalter als auch die Künstler haben mehr verdient.
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