Die Ferienbande: Der Horror schlechter Witze

Manchmal kann Trash überaus amüsant sein. Gnadenlos überzeichnete Charaktere, eine völlig absurde Handlung, dazu eine wilde Gemengelage aus popkulturellen Versatzstücken, Topoi und Klischees verbinden sich dann zu einer dermaßen augenzwinkernden Anti-Kunst, dass diese einfach nur Spaß macht. Die Alternative ist dagegen schlichtweg peinlich: Dann wirken das Spiel bemüht und die Dialoge aufgesetzt, sind  die Stimmen zu schrill und der Witz zu banal. Es ist eine schwierige Balance, die es zu wahren gilt – und mit der sich die Ferienbande, die jetzt mit ihrem neuen Live-Hörspiel „Meltdown im verfluchten Horror-Hotel“ zu Gast im Haus der Springmaus war, überaus schwer tut.

Natürlich sind die Erlebnisse von der wehleidigen Sportskanone Bernd, dem verfressenen Bröckchen, dem sächselnden Baul und der rolligen Babsi hanebüchen und gespickt mit Sexismus, Rassismus und allem anderen, was Satire eben so darf, ansonsten aber als Verstoß gegen die politische Korrektheit angesehen wird. Derartige Grenzüberschreitungen machen ja gerade den Reiz solcher Trash-Formate aus, vor allem für jene, die sich noch gut an die Hörspiele der 80er und 90er Jahre erinnern können, an die Drei ???, an John Sinclair, an die Fünf Freunde oder an das Quartett aus TKKG, das für die Ferienbande Pate gestanden hat. Doch bleibt die Parodie an vielen Stellen erschreckend eindimensional, fast schon plump in Spannungsaufbau, Struktur und Humor. Schade, zumal die Ferienbande mitunter dann doch das Potenzial aufblitzen lässt, das hinter dem Wahnsinn steckt. Großartig, wie Erzähler Matthias Keller, einstiger Bass der a-capella-Truppe „U-Bahn-Kontrollöre in tiefgefrorenen Frauenkleidern“, sich mit sonorer Stimme über ein Buch in der Handlung ärgert, in dem die nervigen Bs die aktuellen Geschehnisse lesen und dessen bloße Existenz seine Funktion ad absurdum führt. Wunderbar die Nonchalance, mit der die vier Kinder der Ferienbande nach einem Busunglück in Transsylvanien durch Leichenteile waten oder wie die ein oder andere kleine Anspielung auf Armin Laschet eingebaut wird.

 

Diese kleinen Nebensächlichkeiten sind es, die wichtig sind, und nicht die scheinbare Wiederkehr von Erzschurkin Erika Stein oder das ständige Gejammer von Bernd. Die beste Idee hatte jedoch mit den Zuschauerinnen und Zuschauern zu tun: Eine von ihnen, in diesem Fall Lilly, hat einmal die Wahl zwischen zwei Handlungssträngen. Und hinter einem von ihnen lauert der Tod. Ein jähes Ende nach etwa 30 Minuten? Das wäre eine in ihrer drastischen Konsequenz einzigartige Wendung.  Am Ende dauert die Live-Lesung dann aber doch mehr als zweieinhalb Stunden, in denen man zumindest gewissen Charakteren ein vorschnelles Ableben gerne nahelegen würde, statt sich mit einem deus-ex-machina-Auftritt nach dem nächsten über Wasser zu halten. Denn auch mit Trash muss man es nicht übertreiben.

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