Der Prix Pantheon ist einer der renommiertesten Kleinkunst-Wettbewerbe des deutschsprachigen Raums – der Sieg beim Jury- oder beim Publikumspreis nicht immer, aber oft genug ein Sprungbrett für so manchen aufstrebenden Kabarettisten. Jetzt fand die zweitägige Veranstaltung erstmals im Spätherbst statt und präsentierte zehn Künstlerinnen und Künstler, von denen die Hälfte einen Tag später beim Finale erneut antreten darf. Comedians und Comediennes, Poetry-Slammer und Liedermacherinnen, sie alle wollten sich von ihrer besten und vor allem lustigsten Seite zeigen. Ein Ziel, das nicht alle erreichten.
Stefan Danziger hatte es als erster Gast des Abends ein wenig schwerer als die anderen, musste er das Publikum doch erst einmal in Stimmung bringen. Allerdings war das für den Berliner kein
Problem; wer als Fremdenführer mit japanischen Fototouristen, grantelnden Alten und gelangweilten Jugendlichen zurechtkommt, der muss sich auf der Bühne vor nichts fürchten. Und tatsächlich
konnte Danziger mit seinen fein kolorierten Erzählungen und der ein oder anderen bissigen Bemerkung gleich überzeugen, zumal er sich nicht selbst zum Thema machte, sondern jene eigentümlichen
Menschen, denen er in der Hauptstadt mehr oder weniger freiwillig über den Weg gelaufen ist. Ganz anders versuchte es Eva Karl Faltermeier: Die Oberpfälzerin, die von dem Abend nach eigenem
Bekunden nicht viel erwartete, litt vor allem an sich selbst, unter anderem weil sie mit ihrer Familie kein Fotoshooting im Kornfeld machen könne, was man heutzutage aber für ein positives
Selbstbildnis bei Instagram benötige. Ah ja.
Fragen hatte auch Johannes Floehr in Hülle und Fülle. Der 30-jährige Poetry-Slammer, der leider an diesem ersten Abend nichts ansatzweise Poetisches vortrug, ist nun einmal ein wissbegieriger
Mensch, der gleich einen ganzen Katalog an Unklarheiten dabei hatte. „Was ist der Unterschied zwischen Brutto, Netto und Lidl“, fragte er, oder „Ist Zucker nicht total raffiniert?“ Mit diesen und
anderen Wortspielchen machte Floehr nichts verkehrt – für das Finale muss er aber noch ein bisschen mehr bieten. Immerhin schaffte er den Einzug in die nächste Runde, im Gegensatz zu David Weber,
der dem Publikum ein eher peinliches Bewerbungstraining aufzwang. Auch Lisa Christ blieb auf der Strecke: Zwar verstand die Schweizerin mit Worten prächtig umzugehen, ihre Auslassungen über
Mütter waren aber mehr Pamphlet denn Satire, Positionen einfordernd statt sie zu formen.
Im Gegensatz zu manchen vergangenen Jahren gelang diesmal keinem Liedermacher der Einzug ins Finale. Das Duo Mackefisch, das mit Gitarre, Gummiwurst und verstrahltem Grinsen zwei gefällige Liedchen trällerten, konnten ebenso wenig punkten wie die Österreicherin Anna Mabo, deren Stücke zwar gut komponiert und getextet waren, aber eine unerwartete Wendung oder das leise tropfende Gift eines Georg Kreislers vermissen ließen. Und dann wäre da noch Negah Amiri zu nennen, eine affektiert kichernde Iranerin, die sich über ihren eigenen Vornamen amüsierte und sich für jeden einzelnen Lacher bedankte, was auch nur deshalb möglich war, weil es derer nicht viele gab. Was für ein Glück, dass diesem peinlichen Auftritt die mit Abstand stärkste Nummer des Abends folgte. Ausgehend von den „Conni“-Kinderbüchern und der Debatte um das „N-Wort“ bei „Pippi im Taka-Tuka-Land“ baute Florian Hacke eine exzellente Argumentation über Vergangenheitsbewältigung und vermeintliche Sprechverbote auf, die ihn zum Favoriten auf mindestens einen der Prix-Auszeichnungen machen. Nicht ganz so stark, aber doch mit an der Spitze ist zu guter Letzt Martina Schönherr, die erst einmal über ihre hohen Schuhe und über ihre Scheide reden wollte, dann aber angesichts der überall auftauchenden Babys im Freundeskreis und der damit verbundenen Erwartungshaltung an sie selbst zur Höchstform auflief und eine Pointe nach der anderen verschoss.
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