Vier Frauen, knallharter Rock 'n' Roll und eine Bombenstimmung: Beim Auftritt von Thundermother passte in der Harmonie alles zusammen. Die schwedischen Metal-Ladys, die seit einigen Jahren die Rockbühnen Europas stürmen und sich auch von dem Corona-Virus nicht davon abbringen lassen, sind zwar zum ersten Mal in Bonn, haben aber schon ein paar Fans in der Bundesstadt – und nach diesem Konzert dürften es noch etliche mehr geworden sein. Immerhin gibt das Power-Quartett von der ersten Sekunde an Vollgas, lässt die Höllenhunde jaulen und feuert genüsslich aus allen Rohren.
Vor allem Gitarristin und Bandgründerin Filippa Nässil spielt sich konsequent in den Fokus des Publikums, wirft immer wieder kurze, aber souveräne Soli ein und ist so ein starker Gegenpol zu
Sängerin Guernica Mancini, der man die Krebs-Operation am Ohr vom Sommer diesen Jahres weder ansieht noch anhört. Ihr kraftvolles Organ trägt so manche Nummer von ganz allein, zumindest nachdem
die anfangs widerspenstige Tontechnik wieder eingenordet worden ist. Das macht Lust auf mehr. Und mehr soll es denn auch geben.
Zugegeben, ganz taufrisch sind Thundermother jetzt nicht; die erste Inkarnation erschien 2009 auf der Bildfläche. Doch 2017 war Schluss, vier der fünf ursprünglichen Mitglieder beschritten eigene
Wege. Nur Nässil blieb zurück, die unter dem bewährten Namen mit neuen Kräften weitermachte. Die aktuelle Besetzung scheint auf jeden Fall gut zu harmonieren: Mancini macht immer wieder Platz für
Nässil, die sich auch mal mit der charmanten und vor allem recht präzisen Bassistin Mona Lindgren austauscht, während Drummerin Emlee Johansson wie ein Tier über die Toms und Becken jagt und die
Musik permanent nach vorne drückt. Eben „Loud and Alive“, wie es einer der Titel des Abends verspricht. Schade ist allerdings, dass die musikalische Bandbreite lediglich zwischen hart, härter und
Blues schwankt – Balladen wie „Sleep“ oder „Fire in the Rain“ tauchen auf der Setliste nicht auf, von wirklich innovativen Stücken ganz zu schweigen. Dabei hätten Thundermother diese zusätzliche
Färbung ganz gut getan, um als mehr wahrgenommen zu werden als eine reine Frauen-Metal-Band, die sich in Sachen Sound unter anderem bei AC/DC und Kansas bedient, eigene Akzente aber vermissen
lässt.
Das Publikum stört sich nicht daran, ganz im Gegenteil. Es genießt die rund anderthalb Stunden, in denen Mancini, Nässil, Lindgren und Johansson eindrucksvoll zeigen, dass sie sich in der immer
noch weitgehend von Männern dominierten Hardrock-Welt ohne weiteres behaupten können. Einem erneuten Besuch steht somit nichts im Weg. Und wer weiß, vielleicht haben Thundermother dann auch Songs
im Gepäck, die dauerhafte Spuren in der Musik hinterlassen. Das Potenzial ist auf jeden Fall vorhanden.
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