Kalkutschke und Bross: Sauerkraut am Weihnachtsbaum

Manche Geschichten kann man sich nicht ausdenken. So wie diese: Petra Kalkutschke und Martin Bross wollen in der Brotfabrik so wie jedes Jahr satirische Texte unterschiedlicher Autoren vortragen und wenden sich bezüglich der Lizenzierung an die Verwertungsgesellschaft Wort, die für Autoren das Äquivalent zur Gema darstellt, mit ebenso wenig Humor und noch weniger Einfluss. Kein Problem, sagt der Verein – so lange die beiden Schauspieler ihre satirische Lesung „Endlich grüne Weihnachten“ nicht auf einer Bühne abhalten und auf szenische Elemente verzichten. Dafür könne die VG Wort nämlich keine Aufführungsrechte erteilen. Klingt seltsam, ist aber so.

Kein Problem, sagen jetzt Kalkutschke und Bross, ziehen kurzerhand in den benachbarten Kinosaal um, setzen die Nikolausmützen auf und legen los. Ganz einfach. Und so absurd wie die Geschichten, die das Duo für diesen Sonntagvormittag herausgesucht hat.

 

Die Lesung von Kalkutschke und Bross hat längst so etwas wie Kultcharakter, zumindest ein Teil des Publikums setzt sich aus Stammgästen zusammen. Und die werden ebenso wenig enttäuscht wie die Neulinge. Mal kommt es zum Wettrüsten der Supermärkte und Kaufhäuser beim Verbreiten weihnachtlicher Stimmung, dann wieder versuchen die Bewohner einer Vorstadtsiedlung, sich mit der Beleuchtung zu überbieten (was am Ende in der Explosion eines Atomkraftwerks mündet). Mal erweist sich der Weihnachtsmann als waschechter Halunke, mal will dessen Filius lieber Ostern übernehmen. Und manchmal, da wird es richtig schräg. Wer kommt schließlich auf den Gedanken, in Ermangelung von Lametta Sauerkraut zu versilbern und an den Baum zu hängen? Und wer sammelt dieses Gemüse eine Woche später wieder ein, weil für das Silvesteressen ein zentraler Bestandteil fehlt?

Geschickt spielen sich Kalkutschke und Bross bei der Darbietung all dieser Texte die Bälle zu, überspielen den ein oder anderen Aussetzer und spielen augenzwinkernd mit Klischees und Konsumdenken. Der Blockflöten-Terror wird dabei ebenso gerne hinzugezogen wie der Schwur, sich in diesem Jahr nichts zu schenken, was natürlich nur bedingt klappt – und das auch nur dank überaus aufmerksamer Nachbarn. Nur Tote gibt es überraschenderweise nicht. Dafür jede Menge zerstörter Vorsätze und gerissener Nerven. Das für Corona-Zeiten erfreulich zahlreiche Publikum genießt diese bissigen, skurrilen Ideen und bedankt sich am Ende mit herzlichem Applaus.

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