Der Sturm ist da. Zum Glück. Endlich fliegen wieder Blues und Boogie durch die Luft, wirbeln durch- und umeinander, zwei musikalische Partner im wilden Tanz, das atemberaubende Schauspiel einer Naturgewalt aus Dänemark – und das live, in Bonn, mitten in der vierten Welle der Corona-Pandemie. Selbstverständlich ist das keineswegs, nicht in dieser Zeit. Doch Thorbjørn Risager & The Black Tornado lassen sich von einem Virus nicht ihre Tour vermiesen, auch wenn von den ursprünglich vier geplanten Deutschland-Terminen nur noch zwei übriggeblieben sind. Sie haben lediglich ihren Auftritt in der Harmonie um zwei Tage nach hinten geschoben, stürmen dafür aber mit noch mehr Schwung als sonst auf die Bühne, geben alles und beschwören den Wirbelsturm, nach dem sie die Band benannt haben.
Im Auge dieses schwarzen Tornados steht wie gewohnt Thorbjørn Risager mit seiner unvergleichlich rauen Stimme. Der 50-Jährige ist längst Stammgast der Harmonie und hat sich über die Jahre eine treue Fan-Basis erspielt, die das Konzert denn auch gebührend feiern. Kein Wunder: Die Band spielt so knackig wie eh und je, staubtrocken und in diesem akustischen Windkanal genau auf den Punkt, während Risager sich durch sein Blues-Repertoire wühlt und eine Perle nach der anderen herausfischt. Neben Klassikern wie „Drowning“ hat er natürlich auch Lieder seiner 2020er-Platte „Come On In“ im Gepäck – und Stücke, die er zusammen mit Pianist Emil Balsgaard für das gemeinsame Duo geschrieben hat. Dabei klingt etwa der „Insomniac Boogie“ mit der vollen Besetzung einfach nur großartig. Dank der souveränen Rhythmusarbeit von Bass und Drums sowie den scharfen Bläser-Parts erhält der Titel einen Schub mit Windstärke zwölf. Klasse.
Erstaunlicherweise wagen sich Thorbjørn Risager & The Black Tornado im zweiten Teil des Abends auch mal auf bisher unbekanntes Terrain. Mit „Never Givin' In“ erklingt ein Stück, das vor allem im ausgedehnten Instrumental-Teil durchaus Anleihen bei psychedelischem und alternativem Rock macht. Dieser Sound steht der Band wirklich gut, obgleich die vibrierende Spannung ganz andere Anforderungen stellt als die sonst üblichen Blues und Boogies. Die kommen schon oft genug in den Vordergrund, so wie auch bei „All Your Love“, das Risager in Erinnerung an B.B. King geschrieben hat. Hier darf vor allem Trompeter Peter Kehl zeigen, was in ihm steckt. Genüsslich zieht er sein Solo in die Länge, ignoriert geflissentlich die Gong-Schläge von Saxofonist Hans Nybo und fordert das Publikum lieber zu einem kleinen Call-ansd-Response-Spiel auf. Der Rest der Band hält sich derweil vornehm zurück – sie werden den Tornado schon wieder in Gang kriegen. „Noch einmal stürmt, noch einmal, liebe Freunde.“ Und angesichts eines souveränen Thorbjørn Risager auch gerne immer und immer wieder.
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