In diesen düsteren Zeiten kann selbst der Rock nicht unpolitisch sein. Und das ist auch gut so. Beim Crossroads-Festival des WDR-Rockpalasts, das einmal mehr vier Tage lang in der Harmonie stattfindet, werden zumindest immer wieder deutliche Botschaften in Richtung Russland gesendet, sowohl von Moderator Rembert Stiewe als auch von Bands wie Smokemasters. Die Kölner Psychedelic-Stoner-Rockformation, die am zweiten Abend die Bühne mit ausladenden Kompositionen auskleidete, hat mit dem düsteren „War Piece“ eine Art Soundtrack des Ukraine-Kriegs geschrieben.
Schlagzeug und Bass sorgten für akustisches Geschützfeuer, Keyboarder Tobias Tack setzte weitere bedrohliche Akzente, und Frontmann Björnson Bear ergänzte den dystopischen Klang um fragende und klagende Verse. Ein starkes Stück in einem Set, das trotz einiger treuer Fans nicht von der ersten Sekunde an zu überzeugen wusste. Zu sehr drehten sich die Smokemasters am Anfang im Kreis, ließen ein paar wenige Phrasen rotieren und ließen eine größere Bandbreite vermissen. Im weiteren Verlauf legte das Quintett aber nach, nicht zuletzt dank des starken Spiels von Drummer Lukas Bönchen, der die ausufernden Instrumental-Passagen geschickt steuerte. „Astronaut of Love“ erinnerte so tatsächlich an einigen Stellen an die „Between Dog and Wolf“-Platte von New Model Army, die Zugabe „Astral Traveller“ dann wieder an Wishbone Ash.
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Während sich die Smokemasters kontinuierlich steigerten, trieb der Auftritt von Grant Haua leider in die entgegengesetzte Richtung. Der starke Solo-Einstieg mit „Bad Man“ zeigte den Maori noch in
Bestform, dermaßen schnell über die Saiten seiner völlig abgespielten Gitarre jagend, dass eine Verbindung zu Tommy Emmanuel nicht auszuschließen war. Dann jedoch rutschte Haua zunehmend in
gefälligen, aber letztlich banalen Folk ab, was weder bei der Rock- noch bei der Blues-Fraktion im Saal für Begeisterung sorgte. Wo war er denn, der Bad Man? Verschwunden und ersetzt durch Mister
Nice Guy. Schade, zumal Haua immer wieder unter Beweis stellte, dass er eigentlich mehr kann. Wenn er denn will.
Schon am ersten Abend hatten The Subways dem Publikum eingeheizt. Ihr Hit „Rock 'n' Roll Queen“ ist zwar inzwischen schon 15 Jahre alt, läuft in Szene-Radiosendern aber immer noch rauf und runter
– und seitdem ist die Band nicht wirklich leiser geworden. An ihrer Seite trat die junge Gute-Laune-Pop-Punkband Drens aus Dortmund auf und gab alles, um das Publikum von sich zu überzeugen.
Immerhin ist ein Auftritt beim Rockpalast bis heute ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte jeder Band. Insofern kann man gespannt sein, was die zweite Hälfte des Crossroads-Festivals zu
bieten hat.
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