Bock? Natürlich hat die Menge Bock. Mit dem Wegfall nahezu aller Corona-Regeln darf und will man schließlich wieder richtig rocken, dicht an dicht, gemeinsam johlend und jubelnd und springend und tanzend, so wie früher, vor der Pandemie. Und auch wenn beim Konzert der New Roses in der Harmonie auf Wunsch der Band weiterhin die 3G-Regel gilt, sieht das doch an diesem Abend keiner als Einschränkung, sondern eher als Selbstverständlichkeit – und als Absicherung, dass die rund 300 Besucher, mal mit und mal ohne Maske, ihre „Rock 'n' Roll-Party“ mit dem Wiesbadener Quartett überhaupt entspannt und ausgelassen feiern können. Darauf haben einige Menschen im Saal mehr als zwei Jahre lang hingefiebert, inklusive der Roses um Frontmann Tommy Rough, die ebenfalls Bock haben, viel Bock auf Rock. Also lassen sie es krachen, und zwar mit Nachdruck. Und die Fans? Sind restlos begeistert.
Dabei haben es The New Roses in der Pandemie nicht ganz leicht gehabt. Die Erfolgswelle, auf der die Band durch ihr 2019er Album „Nothing But Wild“ ritt und die durch Auftritte mit den Scorpions und KISS noch mehr Energie erhielt, fand im März 2020 ein jähes Ende, und mit dem Ausstieg von Gitarrist Norman Bites im vergangenen Sommer musste Tommy Rough die Show alleine tragen. Zwar kehrte mit Dizzy Presley ein Gründungsmitglied der Roses zurück, doch der ist alles andere als eine Rampensau, wie in der Harmonie deutlich zu sehen ist. Sein Bruder Hardy am Bass versucht dies zwar zu kompensieren, ist aber zumindest derzeit eher bemüht denn authentisch. Und so steht und fällt das Konzert eben mit der Präsenz von Rough. Der jedoch strahlt geradezu vor Spielfreude, feuert aus allen Rohren und hat das Publikum voll im Griff. Seine kantige, rauchige Stimme verleiht den Songs, deren Harmoniegerüst immer wieder an Bon Jovi erinnert, einen unverwechselbaren Charme, ob er nun den wuchtigen Band-Sound im Rücken hat oder ganz allein mit der Akustik-Gitarre eine zarte Ballade anstimmt.
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Spätestens nach diesem Solo-Auftritt läuft die Rosen-Maschine auf Hochtouren – kein Wunder angesichts Hits, die die Wiesbadener nun auspacken und für die sie nicht nur bei ihren Fans, sondern auch bei treuen Radio-Hörern bekannt sind. „Glory Road“ erklingt gleich zweimal, sowohl akustisch als auch mit voller Rock-Breitseite, „Every Wildheart“ verleitet unweigerlich zum kollektiven Mitklatschen, und „One More For The Road“ setzt sich ohnehin sogleich als Ohrwurm fest, auch wenn die anfängliche Prämisse des Abends, der mit „Nothing But Wild“ begann, jetzt nicht mehr hundertprozentig passt. Ist aber auch egal. Die Stimmung ist hervorragend, der Saal tobt, die Menge hat Spaß. Endlich wieder. Dieses Gefühl hat viel zu lange gefehlt. Oder wie es The New Roses ausdrücken: „You Can't Stop Rock 'n' Roll“.
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