Bei dieser Musik muss man einfach tanzen. Entspannt groovend schallt sie durch das Pantheon, pulsierend und belebend, aber nie hetzend oder treibend. Insofern ist schon jetzt eine kleine Korrektur von Nöten: Man muss nicht tanzen, man darf – und viele Gäste des „Over the Border“-Festivals, das an diesem Abend mit einem Konzert von Miroca Paris einen offiziellen und zugleich vorläufigen Abschluss findet, nehmen diese Gelegenheit nur zu gerne wahr. Zwischen Stühlen und Tischen wiegen sich Leiber im Takt kapverdischer Klänge, ein Bild unbändiger Lebensfreude, gezeichnet von einem Meister kapverdischer Klänge, der nach Perfektion strebt und doch Gelassenheit ausstrahlt. Das kommt bekannt vor, immerhin hat Miroca Paris schon bei der Eröffnung des Festivals mit den Local Ambassadors geglänzt und die ihm unbekannte Band bei seinen Liedern souverän geführt. Jetzt, mit seinen eigenen Leuten, legt er die Messlatte mühelos höher. Und begeistert erneut.
Miroca Paris ist ohne Zweifel eine Klasse für sich. Mehr als zehn Jahre spielte er mit der kapverdischen Legende Cesaria Evora, tourte aber auch schon mit Madonna. Kein Wunder, dass er auf
Professionalität Wert legt, selbst wenn die exzessiven Soli, die er und seine Band-Kollegen nahezu kontinuierlich in den Saal entlassen, voller Feuer und Leidenschaft sind. Neben Paris, der
sowohl mit seinem eindringlichen Gesang als auch mit seinem starken Gitarrenspiel überzeugt, ist dabei vor allem Trompeter Oscar Cordero zu nennen, der ein ums andere Mal feine Melodien mit einer
bemerkenswerten Leichtigkeit kombiniert. Gast Johannes Kuchta, der sich als Mitglied der Local Ambassadors einen Sondergast-Status bei dem Konzert erarbeitet hat, wirkt dagegen als Perkussionist
beinahe fehl am Platz, zumal Drummer Cau Paris und Bassist Thierry Jean-Pierre, der bei einem französisch-kreolischen Lied auch mal zum Mikro greift, die Stücke von Miroca Paris bereits souverän
stützen.
Eigentlich sollte mit diesem musikalischen Fest im Pantheon das „Over the Border“-Festival zumindest für dieses Jahr einen Abschluss finden. Doch Organisator Manuel Banha hat noch mehr als genug
Pfeile im Köcher. „Dank der Treue des Publikums und dank der starken Unterstützung durch unsere vielen Partner werden wir in diesem Jahr noch ein paar zusätzliche Konzerte anbieten können, die
zum Geist des 'Over the Border'-Festivals gerecht werden“, sagt er. „Klar ist bereits, dass die Local Ambassadors im Dezember mit einem Weihnachts-Special zurückkehren werden. Außerdem werden wir
in Kooperation mit Ernst-Ludwig Hartz Estrella Gomes erneut einladen – sie wird Anfang Juli im Vorprogramm von Zaz auf der Insel Grafenwerth spielen. Alles weitere werden wir zu gegebener Zeit
bekanntgeben.“
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