Auch Puppen können spontan sein. Davon ist zumindest Wiwaldi überzeugt, der hündische Moderator von „Unter Puppen“. In der Show von Martin Reinl und Carsten Haffke mit ihrer rund 40-köpfigen Chaotenpuppentruppe, die gewissermaßen das pubertäre deutsche Äquivalent der legendären Muppets darstellt, will er dies nun beweisen – und setzt ausgerechnet im Haus der Springmaus auf Impro-Comedy von der billigsten Sorte. Was nicht wirklich hilft und allzu oft für eher peinliche als lustige Momente sorgt.
Natürlich lebt eine derartige Show von Absurditäten und Überzeichnungen, von den verrücktesten Ideen mit den verrücktesten Figuren, und vor allem letztere sind in Hülle und Fülle vorhanden. Die latent aggressive Kakerlake, der von sich selbst überzeugte Macho-Hai oder auch das alte Zirkuspferd Horst-Pferdinand bilden nur die Spitze des Eisbergs. Jede Figur ist in mindestens einer Hinsicht gestört, ist eigen, aber nie artig, geeint durch die Lust am Wahnsinn und an ausgeprägtem Fäkal- und Sexualhumor. Schließlich dürfen Puppen das, sollen sogar ganz gezielt Tabus brechen und außerhalb der gängigen Regeln agieren. Kein Wunder also, dass die Pointen ebenso schnell wie billig sind. Das gehört so und kann sogar durchaus lustig sein, zumal Reinl und Haffke als Puppenspieler wirklich exzellente Arbeit leisten und ihren Figuren eine derart expressive Mimik verleihen, dass selbst die Schamesröte zum Genuss wird. Oder werden könnte, wenn es denn dabei bleiben würde. Doch leider sind die Improvisationskünste des Duos nicht auf gleichem oder zumindest vergleichbarem Niveau. Obwohl die beiden mit dem Konzept schon seit Jahren unterwegs sind, scheitern Reinl und Haffke ein ums andere Mal bei dem Versuch, einen zumindest rudimentären roten Faden in ihre Geschichten einzubauen. Dabei liefert ihnen das Publikum so manche großen Themen auf dem Silbertablett, angefangen bei der Zukunft der Beethovenhalle, die direkt in der ersten Nummer des Abends thematisiert werden soll. Dumm nur, dass Reinl und Haffke von dem riesigen Bauskandal offenbar noch nie etwas gehört haben und somit nur scheitern können. Doch auch ein Liebesbrief an Robbie Williams, den die zwei Köpfe eines Monster-Professors, sich Wort für Wort abwechselnd, formulieren, bleibt banal und vor allem gähnend langweilig. Schade. Den Muppets wäre das nicht passiert.
Kommentar schreiben