Es ist für Gerburg Jahnke gar nicht so einfach, männerfreundlich zu sein. Aber sie bemüht sich, allen bisherigen Erfahrungen zum Trotz. Immerhin ist sie gut im Training, seit ihr eigener Mann angesichts des nahenden Winters und der wachsenden Bedrohung durch wilde Eichhörner wieder ins Haus gekommen ist – und diese Übung kann sie brauchen, ist sie doch derzeit gleich mit drei anderen Herren zusammen. Auf der Bühne, versteht sich. Aber selbst das ist ungewöhnlich für Frau Jahnke, die sich sonst ja lieber mit Gästinnen umgibt. Andererseits sind ihre drei „Jungs“ schon was Besonderes, wie sich in Bonn jetzt im Rahmen von Quatsch keine Oper herausstellt: Scharfsinnige Kabarettisten, Poeten und Gentlemen alter Schule. Wobei die letztgenannte Rolle auch Wilfried Schmickler, Herbert Knebel und – in geringem Maße – Fritz Eckenga vor eine Herausforderung stellt.
Natürlich haben die drei Herren ihre Manieren nicht vergessen und der Dame des Abends unter dem Titel „Mann Mann Mann Frau Jahnke“ Geschenke mitgebracht. Ein Gedicht (Eckenga), Blumen (Knebel), Pralinen (Schmickler), der bewährte Dreiklang im Werben um die Gunst einer Frau. Nur kommt es dabei auch stets auf die Form an, und weder ein paar herausgezupfte „Klitorissen“ noch eine Packung Edler Tropfen in Nuss gepaart mit der ein oder anderen unglücklichen Aussage über das Alter sind dem Rahmen angemessen, und selbst das Oberhausen-Gedicht des Pott-Poeten Eckenga trifft nicht ganz den richtigen Ton. Gerburg Jahnke weiß dagegen, wie sie die Gaben galant annehmen muss, sehr zur Freude des Publikums in der ausverkauften Bonner Oper, das diese feinen Interaktionen sichtlich genießt.
Die Soli der drei Jungs und ihrer Dame sind erst recht nicht zu verachten. Gerburg Jahnke setzt selig lächelnd eine Spitze hinter die andere, vor allem gegen das vermeintlich starke Geschlecht (und ja, sie hält sich noch zurück), macht aber auch schon Pläne fürs Alter, die vom Banküberfall bis hin zur Vertreibung von Drogendealern aus städtischen Parks mit Hilfe anzüglicher Vorschläge reichen; Wilfried Schmickler wettert wieder gegen Heuchler und Hetzer, reiht wie gewohnt Bestandteile ganzer satirischer Wortfelder aneinander und hält als überzeugter Karnevalist eine klimaneutrale Büttenrede; und Herbert Knebel plaudert mal wieder aus dem Nähkästchen, erzählt von mehrfachen Rückfahrten aus dem geplanten Holland-Urlaub, um den Herd zu überprüfen, und betont die zurückgekehrte Relevanz von Verhütungsmitteln im Geschlechtsverkehr mit seiner Frau, damit die nicht trotz überstandener Wechseljahre doch noch schwanger wird. Doch was macht Fitz Eckenga? Lobt sich selbst, weil es ja irgendjemand machen muss, denn wer wenn nicht er hat durch Gebete im heimischen Keller die Corona-Pandemie gestoppt wenn nicht er, der selbsternannte Dichterfürst des Ruhrgebiets, der Soziologe der Heiopeis und Steiger im Bergwerk der Vorurteile. Eine starke Mischung. Eine mit Schuss. Und mit Gerburg Jahnke,die alle Fäden zusammenhält und ruhig öfter Gäste einladen könnte. Nicht weil es jetzt die Männer sind, die eine Quote bräuchten. Sondern weil diese zumindest in der Etikette durchaus noch ein paar amüsante Lehrstunden gebrauchen könnten.
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