Die Diagnose ist eindeutig: Deutschland geht es schlecht. Nur warum? Die Vielzahl der Symptome – Wahnvorstellungen, Preisschocks, Flughafen-Verstopfung und Politiker-Demenz bilden da nur die
Spitze des Eisbergs – kann alles mögliche bedeuten. Und so bleibt dem Notarzt-Team der Schlachtplatte erst einmal nur der Versuch einer Breitband-Therapie, bei der alles Überflüssige und Eiternde
herausgeschnitten wird. Dazu noch ein bisschen Blödsinn zur Stärkung der Seele, schon ist der Patient zumindest wieder stabil, wenn auch noch nicht über den Berg. Jetzt hat die Gruppe um Chefarzt
Robert Griess diesen Eingriff im Haus der Springmaus durchgeführt.
Wie in jedem Jahr hat Griess wieder neue Kollegen um sich versammelt, um die Auswirkungen der vergangenen zwölf Monate zu bekämpfen oder zumindest zu kommentieren. Diesmal hat er Sebastian
Schnoy, Jens Heinrich Claassen und Kathi Wolf in sein Team berufen, um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten. Zumindest soweit das für einen Kassenpatienten wie Deutschland eben möglich
ist. Ein paar gute Ratschläge sind allemal drin und sollen unter anderem helfen, Ängste abzubauen. Etwa vor dem Einmarsch des Russen, der im Gegensatz zu 1945 auf den schlaglochübersähten
Autobahnen zur langsam vorankommen würde, wenn überhaupt – und spätestens an den Brücken wäre ohnehin Schluss. Also keine Panik, beruhigt Schnoy, der sich stattdessen Sorgen um die Demokratie
macht. Nicht wegen der Reichsbürger, die einen neuen König ausrufen wollten, sondern wegen der Sonntagsfrage. In Thüringen liegt die AfD demnach bei 30 Prozent, und bei jedem Skandal und jeder
Panne wächst die Zustimmung. Damit nähert sich die Bundesrepublik Verhältnissen wie in Italien an, über die Kathi Wolf noch immer entsetzt ist. Es wird höchste Zeit, dass ein Party-Video von
Giorgia Meloni auftaucht, so wie bei der finnischen Ministerpräsidentin Sanna Marin. Andererseits, kann man sich wirklich etwas wünschen, was man ansonsten für absurd hält? Immerhin musste sich
nur Marin für ihre gefilmte Tanzeinlage entschuldigen – Mister „Party Animal“ Boris Johnson kam in einem vergleichbaren Fall ungeschoren davon, ebenso wie Friedrich Merz, der auf dem
CDU-Sommerfest 2022 keine Hemmungen zeigte. Wie gut, dass es die Frauenquote gibt, sonst wäre von Geschlechtergerechtigkeit in Deutschland gar nichts mehr übrig.
In diesem Rhythmus geht es weiter. Mal kommentiert das Ensemble Lebensmittel-Attacken auf Kunstwerke und die Untergangspropheten mit ihren Warnungen vor Blackouts und anderen Katastrophen, dann
wieder nehmen sie sich einzeln bestimmter Aspekte an, so wie der Heuchelei der Grünen, die inzwischen gleichzeitig für und gegen Kohle, Waffenlieferungen und Diesel-SUVs sein können – mit Robert
Griess, der aus der Warte von Partei-Urgestein Torben berichtet, hat das Team sogar Informationen aus mehr oder weniger erster Hand. Für die Lacher zwischendurch sorgt derweil Jens Heinrich
Claassen, der zu didaktischem Baden in Buchstabensuppe rät und zu gemeinsamen Darmspiegelungen; zu letzterem ruft er sogar in chorischer Form auf, und das Publikum ist nur zu bereit, mitzusingen
und seine Botschaft zu verbreiten. Womit wenigstens ein Problem gelöst wäre. Und der Patient noch atmet. Immerhin.
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