Jede Generation hat ihre eigenen Probleme. Aber auch immer die gleichen: Unverstanden von Eltern und Lehrern suchen Jugendliche nach ihrem Platz in der Welt, nach Verständnis und zugleich nach Abgrenzung. So auch in „Angry Baby, one more time“, der neuen Produktion des Teen Ensemble Marabu (TEM). In einer Mischung aus Theater, Performance und Tanzchoreographie setzen sich die 13- bis 17-Jährigen darin mit ihrer eigenen Generation Z auseinander, aber auch mit den Baby Boomern und den Millenials abrechnet, nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten sucht – und nach der eigenen Identität.
Die Soziologie rechnet der Generation Z im Allgemeinen die Jahrgänge von 1997 bis 2010 zu, geprägt durch die Selbstverständlichkeit digitaler Medien, Fridays for Future und die Krisen der
jüngsten Vergangenheit. Die Marabus arbeiten sich allerdings nicht an Klima- und Gesundheitsthemen ab und erst recht nicht an geopolitischen Herausforderungen. Die großen Bögen werden nur
angeschnitten, grob skizziert und mit Schlagworten versehen, während die konkreten Probleme woanders verortet werden. Die Jugendlichen monieren die Hybris der Elterngenration, die sie kritisieren
dürfe, aber selber nicht kritikfähig sei, wünschen sich eine Mitbestimmung bei Lehrinhalten, mehr Therapieplätze und mehr Verständnis. Neu sind derartige Forderungen und Beschwerden wahrlich
nicht, ganz im Gegenteil – gerade das ist übrigens der eigentliche Skandal. Zumal die Generation Z sich durchaus gesprächsbereit gibt und zumindest versucht, ihren Vorgängern gegenüber offen zu
sein, was sie unter anderem mit einer Art Gameshow suggeriert; ob allerdings Musikauswahl, Tanzstil und Jugendsprache als Kriterien geeignet sind, sei dahingestellt. Immerhin zeigt sich, dass die
Generation Z zumindest hinsichtlich ihrer Lieblings-Choreographien ein wenig aus der Zeit gefallen ist. Die Jugendlichen von heute stehen immer noch auf Britney Spears. Die Millenials dürfte dies
freuen.
Rund eine Stunde tanzen, spielen und diskutieren die Mitglieder des TEM, skizzieren ihre Sorgen und Nöte, erregen sich über den Sexualkundeunterricht in der Schule („super cringe“) und über
Genderfragen, suchen nach passenden Ausdrucksformen für ihre Themen sowie nach Schnittmengen und Unterschieden mit jenen, die vor ihnen kamen, aber auch mit jenen, die nach ihnen kommen (die
Generation Alpha hat ihre Tablets schon im Anschlag). So entsteht eine überaus interessante, spannend choreographierte und geschickt gesetzte Darbietung, die vielleicht inhaltlich nicht neu ist –
aber trotzdem sehenswert.
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