Bei diesen Grooves kann keiner stillsitzen. Will auch keiner. Der pulsierende, fast schon karibische Rhythmus der ghanaischen Band Santrofi geht unweigerlich in die Beine, fordert zum Tanzen auf, will gefeiert werden. Highlife nennt sich diese Spielart und ist eigentlich schon längst überholt – ihre goldenen Jahre waren die 60er, damals erklang sie in Ghanas Hauptstadt Accra an jeder Straßenecke. Santrofi nehmen diese Sounds nun auf und aktualisieren ihn, indem sie ihn mit Funk, Calypso und Afrobeats verschmelzen, mit scharfen Bläser-Einwürfen und einem nach vorne drängenden Schlagzeug.
Das kann sich sehen und hören lassen, und genau das hat das „Over the Border“-Weltmusikfestival am vergangenen Samstag ermöglicht. Im Pantheon drehte die Formation um Gründer und Bassist Emmanuel
Kwadwo Ofori so richtig auf und bescherte dem Publikum einen fantastischen, das Leben zelebrierenden Abend.
Dabei waren zumindest einige Gäste am Anfang etwas irritiert, standen doch statt Santrofi einige lokale Musiker wie Marcus Schinkel und „Local Ambassadors“-Chef Roland Peil auf der Bühne. Diese
begleiteten den „Artist in Residence“ Mário Marta, der den Besuchern mit seiner liebevollen Art die zauberhaft klagenden Töne der kapverdischen Mornas direkt ins Herz pflanzte und damit jene
Mischung aus Sehnsucht und Verlangen („Sodade“), die man in ähnlicher Form auch im portugiesischen Fado kennt. Verführerisch – doch nicht alle im Saal wussten im Vorfeld von diesem Vorkonzert und
der damit einhergehenden Verschiebung des Santrofi-Auftritts auf 21 Uhr. Umso begeisterter wurde die Band schließlich begrüßt, zumal sie schon zu Anfang mit neuem Material im Gepäck aufwarteten.
„Ihr gehört zu den wenigen Menschen auf diesem Planeten, die Stücke des kommenden Albums jetzt schon live hören können“, betonte Ofori denn auch.
Mit ihrer Wiederbelebung des Highlife haben sich Santrofi in der afrikanischen Gemeinschaft schnell einen Namen gemacht. „Für uns sind das Kindheitserinnerungen, die wir als Songs bewahren“, so
Ofori, der die modernen Klänge nicht ausblendete, aber dennoch zusammen mit dem Publikum eine Zeitreise in die 80er Jahre unternahm. Spätestens ab diesem Punkt hielt es niemanden mehr auf den
Stühlen. Es galt: Highlife für alle. Klasse.
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