Fünf Herren, fünf Stimmen, keine Instrumente und ganz viel Spaß am Singen: Anders unterscheiden sich von ihrer Grundaufstellung her – entgegen ihres Bandnamens – eigentlich gar nicht so sehr von vergleichbaren Vertretern ihres Genres. Die Wise Guys, Basta oder Vocaldente sind (oder waren) mit einem nahezu identischen Konzept überaus erfolgreich. Doch während vor allem die beiden letztgenannten inhaltlich auf brachiale Komik setzen, erweisen sich Anders bei ihrem nunmehr zweiten Auftritt im Haus der Springmaus als weitaus dezenter. Und besser.
Ein Vorteil der fünf Freiburger ist der von ihnen gepflegte Dreiklang aus pfiffigem Humor, melancholischer Romantik und pulsierendem Hip-Hop-Groove. Mal werden Müßiggänger augenzwinkernd aufs
Korn genommen („Du faule Sau“), dann wieder Verflossenen hinterhergetrauert („Ich hab dir nie gesagt“) oder Unangenehmes aufgezählt, letzteres mit knackigen Beats und entspannter Lässigkeit.
„Welcome to Paradise“ ist sogar inhaltlich, aber auch stilistisch stark an Culcha Candelas „Schöne neue Welt“ angelehnt, mit ironischen Versen über die Folgen des Klimawechsels und leichten
Reggae-Vibes. Eine gute Wahl, zumal die Nummer trotz mancher Ähnlichkeit eigenständig genug ist, um dem Vorwurf zu entgehen, eine bloße Kopie zu sein. Florian Clasen darf hier endlich auch einmal
führen, statt immer nur die Basslinie zu singen, was seine warme Stimme erst recht erstrahlen lässt. Von ihm würde man gerne mehr hören, ebenso wie von Beatboxer Johannes Jäck, dem wahrscheinlich
vielseitigsten Bandmitglied. Doch beide werden eben für andere Aufgaben gebraucht, und so obliegt es Johannes Berning, Adrian Goldner und Moritz Nauscher, den Großteil der mitunter sehr hohen
Solo-Passagen zu übernehmen. Ab und zu kommt auch ein Loop-Mikro zum Einsatz, wenn die fünf Stimmen alleine nicht ausreichen, zum Glück ist das aber eher die Ausnahme denn die Regel.
Also: Anders sind nicht anders, aber auf jeden Fall besser. Ihre Balladen sind fantastisch, ihre Hip-Hop-Nummern auf den Punkt und ihr Fernseh-Medley, in dem vom „Tagesschau“-Jingle über
„Titanic“ und „Heidi“ bis zum Saitenbacher-Müsli alles verwurstet wird, einer der Höhepunkte des Abends. Klasse. Bitte mehr davon.
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