In Rock und Metal ist offensichtlich alles ersetzbar. Bis auf das Schlagzeug, das muss bleiben. Alle anderen Instrumente lassen sich hingegen problemlos austauschen – das ist zumindest der Ansatz des London Symphonic The Rock Orchestra (LSRO), einem Kammerorchester mit einer Vorliebe für Effektgeräte. Jetzt ist die britische Formation ins Brückenforum gekommen, um die Songs von Led Zeppelin, System of a Down, AC/DC, Rammstein und vielen anderen Bands von der harten Seite gebührend zu feiern. Was besser gelingt als erwartet.
Dabei hat es zunächst so ausgesehen, als würde das Konzert nur mit einer massiven Verspätung beginnen können: Zu viele Menschen warteten wenige Minuten vor dem geplanten Auftakt draußen darauf,
durch den einzigen geöffneten Eingang ins Brückenforum zu gelangen, unter anderem als Folge der leider üblichen, fast unendlichen Parkplatzsuche – das Parkhaus direkt vor Ort ist bei einer
ausverkauften Veranstaltung wie an diesem Abend schlichtweg zu klein. Doch als das LSRO früher als befürchtet auf die Bühne kommt und direkt mit „Thunderstruck“ loslegt, sind im Publikum alle
vorherigen Mühen vergessen. Zugegeben, ein bestuhltes Konzert ist bei dieser Musik eher ungewöhnlich, und die zunächst generischen Arrangements lassen auch Luft nach oben, aber der orchestrale
Sound und die stimmungsvolle Atmosphäre mit rund 1000 (elektrischen) Kerzen kommt an. Gleiches gilt für Gastsänger Sky Murphy, der unter anderem bei „Paranoid“, „Ace of Spades“ und „Killing In
The Name Of“ eine gute Figur macht.
Im Mittelpunkt stehen aber die Mitglieder des LSRO mit ihren an den „Tag der Toten“ erinnernden glitzernden Halbmasken, die auf der einen Seite keine großen Interpretationen wagen und selbst die
Soli bis hin zur letzten Note kopieren, auf der anderen Seite aber dank der digitalen Möglichkeiten ihren Instrumenten Töne entlocken, die kaum möglich scheinen. Immer wieder suchen Augen auf der
Bühne nach den E-Gitarren und finden nur eine Saxofonistin oder eine Geigerin, die sich gerade verausgabt. Das klingt nicht immer, vor allem wenn die Melodielinie im Grunde banal ist und – wie
etwa bei „Sweet Child o’ Mine“ – im Original nur dank eines charismatischen Sängers funktioniert. Und einen Axl Rose kann ein Cello eben nicht ersetzen, schon gar nicht, wenn es immer nur die
selben drei Töne spielt.
Tatsächlich geht das Konzept des LSRO am Besten in epischen Instrumentalpassagen auf, sei es nun ein Slash-Solo oder ein Stück wie „Stairway to Heaven“, das geradezu nach einer Orchester-Fassung
schreit. Zwar kommen die Briten nicht an jene Version heran, die Ann und Nancy Wilson von Heart 2012 zusammen mit Jason Bonham, einem Gospelchor und einem Orchester im Kennedy Center für die
Mitglieder von Led Zeppelin spielten, doch dank ausgeklügelter Tontechnik klingt das LSRO am Ende bombastisch und wird vom Publikum dementsprechend euphorisch gefeiert. Aber auch der
Cranberries-Hit „Zombie“ kommt an, nicht zuletzt dank der klaren Stimme von Bassistin Eleanor Grant, die leider nur bei diesem Song ans Mikrofon tritt. Von ihr hätte man gerne mehr gehört.
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