Es ist, wie so oft, eine Frage der Einstellung: Schlagfertigkeit kann man lernen, wenn man mit sich selbst im Einklang ist. Eigentlich ganz einfach. Eigentlich. Doch das nötige Selbstbewusstsein liegt leider nicht auf der Straße, und es aufzubauen, bedarf mitunter vieler kleiner und großer Änderungen im eigenen Verhalten. Hilfe kommt da von Nicole Staudinger. Die „achtfach ausgezeichnete Bestseller-Autorin“ (O-Ton Staudinger) und selbst ernannte „Kwien“ ist zertifizierter Schlagfertigkeits-Coach und Expertin für den Wiederaufbau geschundener Seelen. Kraft zieht sie aus der eigenen Geschichte – immerhin hat die 41-Jährige dank neuer Blickwinkel, eisernem Willen und den Weisheiten ihrer Großmutter ihren Brustkrebs besiegt und zuletzt auch noch 30 Kilo abgenommen. Im Haus der Springmaus gibt sie nun Tipps für ein glücklicheres, selbstbewusstes Leben. Und berührt das Publikum durch ihre eigene Geschichte.
An Mut hat es Staudinger offenbar nie gemangelt. Den sicheren Job als Anzeigenleiterin gab die ausgebildete Verlagskauffrau auf, um sich als Beraterin und Trainerin selbständig zu machen, trotz
zweier Kinder und dem damit verbundenen Wunsch nach Sicherheit. „Ich habe keine gottgegebenen Talente – außer meiner Schlagfertigkeit“, sagt sie. 2014 gründete sie ihre eigene Firma, gab
erfolgreich erste Seminare, etwa über die Zwei-Silben-Antwort als Notlösung, wenn einem sonst gar nichts einfällt. Sechs Monate später erhielt sie die Diagnose Brustkrebs. Staudinger war zu
diesem Zeitpunkt 32 Jahre alt. Ein heftiger Schlag. Doch den Kampf gegen den Tumor aufgeben? Kam für Nicole Staudinger nicht in Frage. Sie erinnerte sich an ihre Omma (zu der sie einige herrliche
Anekdoten zu erzählen weiß) und an Paragraph 1 des Kölschen Grundgesetzes („et es wie et es“), kletterte damit aus jedem noch so tiefen Loch und schrieb noch im Krankenhaus ihr erstes Buch
„Brüste umständehalber abzugeben“. Aus dem einen sind inzwischen acht geworden, und die Säle füllen sich zunehmen – die Springmaus ist auf jeden Fall an diesem Abend restlos ausverkauft. Gut so,
denn die Ratschläge der charismatischen Motivationstrainerin sind von jedem anwendbar. So will sie jedes „aber“ durch ein „und“ ersetzen, um auf diesem Wege alle Ausreden aus dem Weg zu räumen,
will die Sorgen wegsingen und sich vor allem nicht vom Krebs definieren lassen. „Heute ist diese Episode ein Kapitel aus meinem Leben – aber es ist nicht DAS Kapitel“, sagt sie.
Auch die Gewichtszunahme in Folge der Medikamente und eines übermäßigen „M&M“-Konsums hat Nicoel Staudinger nicht auf sich beruhen lassen. Wieder lässt sie keine Ausreden zu, beißt sich in
den Hintern und beginnt, für den ersten Halbmarathon zu trainieren. Den lief sie zwar nicht in Bestzeit, aber sie lief ihn. „Das ist allemal besser, als zu Hause auf der Couch zu sitzen“, sagt
sie und erinnert an die Bundesjugendspiele 1982, an denen sie als Zehnjährige teilgenommen und immerhin zwölf Punkte ergattert hatte – ihre beste Freundin kam auf 7000. „Ich bin wahrscheinlich
die unsportlichste Halbmarathonläuferin“, mutmaßt Staudinger. Aber immerhin ist sie eine. Was auch schon ein Erfolg ist, wie sie selbstbewusst betont.
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