Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis der WDR im Pantheon eine neue Ausgabe ihres beliebten Kabarettfests aufzeichnen würde – und am vergangenen Mittwoch war es wieder soweit. Vier Künstlerinnen und Künstler sollten für ein abwechslungsreiches Programm sorgen, mal bitterböse und mal eher harmlos über Gott und die Welt sprechen (oder mit Blick auf Bayern über Markus Söder, was für CSU-Wähler offenbar konzeptionell deckungsgleich zu sein scheint) und für einen unterhaltsamen Abend sorgen. Diese Aufgabe erfüllten alle Gäste mühelos – auch wenn es in der Form durchaus Qualitätsunterschiede gab.
Gleich zu Beginn legte Dietmar Wischmeyer die Messlatte hoch. Kein Wunder, ist der Satiriker doch seit 35 Jahren sowohl radioaffin als auch radioprägend – wenn jemand weiß, welche Art von Texten im Hörfunk ankommen, dann ja wohl er. Im Pantheon las er nun aus seinem neuesten, bisher unveröffentlichten Werk „Immer is was, nie is nix“ und zeigte sich dabei so bissig wie eh und je. Genüsslich lästert er über verschiedene Lebensstile, nimmt sich den Single mit seinem übertriebenen Wohnbedarf zur Brust („Wohnzecke“), lästert über Berliner Öko-Pärchen, die natürlich grundsätzlich nachhaltig denken und deshalb für guten Käse jeden Monat ins Elsass fahren, und erklärt das Liebesleben der Seniorinnen und Senioren. Großartig. An dieses hohe Niveau kam Christian Schulte-Loh dann doch nicht ganz heran. Musste er aber auch nicht, schließlich ist er kein Satiriker, sondern ein Stand-Up-Comedian. Und zwar ein extrem guter, der sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland regelmäßig auftritt und nicht zuletzt deswegen prädestiniert ist, den Humor beider Länder zu vergleichen. Seine temporeiche Darbietung sorgte dabei für Pointen am laufenden Band und mündete in der Erkenntnis, dass Deutsche besessen sind von Krankheiten und Briten von Bier – warum sonst fangen hierzulande viele Witze mit folgendem Satz an: „Kommt ein Mann zum Arzt“. In England geht er lieber in eine Bar.
Als erste und einzige Künstlerin des Abends brachte schließlich Marie Diot den Saal zum Klingen. Was nicht unbedingt hätte sein müssen. Die Liedermacherin suchte den Witz in Banalitäten und in Wortspielereien, sehnte sich nach dem Heizkörper eines heißen Mannes für die kalte Jahreszeit und nach einem Jemand im Fenster gegenüber. Aber man kann ja nicht alles haben. Das Publikum feierte Diot und ihren Gitarristen Fabian Großberg dennoch für diesen Exkurs ins leichte Fach, aus dem Maxi Gstettenbauer dann zumindest vorsichtig wieder herausführte. Der 35-Jährige ist schon seit mehr als einer Dekade ein aktiver und umtriebiger Comedian, der aber durchaus auch gesellschaftskritische Töne anschlägt, angefangen bei der Wut in den sozialen Netzwerken und deren absurden Auswüchsen: Wer sich über eine dunkelhäutige Arielle aufregt, weil sie unrealistisch sei, gleichzeitig aber eine singende Krabbe akzeptiert, hat offenbar ein Problem mit seinem Weltbild. Mehr dazu gibt es bei der Ausstrahlung der Sendung am 16. September ab 15 Uhr auf WDR 5. Der wie immer großartige Gastgeber Tobias Mann, der das politische Tagesgeschehen gewohnt bissig kommentierte, ist übrigens mit seinem neuen Solo am 7. Oktober im Pantheon zu Gast.
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