Ein Saxofon mit Sythi-Sound und eine Gitarre mit Marimba-Anwandlungen: Das finale Konzert der Jazz-Matinee-Reihe im Post Tower, die wie jedes Jahr im Rahmen des Beethovenfests stattgefunden hat, ist mit einem ungewöhnlichen Konzert zu Ende gegangen, einem, das die sonst üblichen Hörgewohnheiten ad absurdum führte und für die ein oder andere Irritation sorgte. Grund dafür ist die Batterie an Pedalen, Verzerrern und Delays, die Christoph Möckel (Saxofon und Bassklarinette) auf der Suche nach neuen Klangfarben zusammengetragen hat und mit der er sowie seine Trio-Kollegen Oliver Lutz (Gitarre) und der die akustische Minderheit repräsentierende Tilo Weber (Drums) in Bonn versuchen, mit ihrer Musik in sonst unerreichbare Sphären aufzusteigen. Was ihnen auch gelingt – auch wenn das nicht immer die beste Entscheidung ist.
Möckels Kompositionen lassen sich nicht eindeutig einer bestimmten Spielart des Jazz zuordnen. Mal schmiegen sie sich mit Synthi-Sounds und Noise-Flächen an Ambient- und Electronica-Musik an, dann wieder preschen sie in Richtung Modern Jazz. Schon der Opener „Space Lullaby“, mit dem Möckels Klangexperiment begann, wabert mit vielen Haltetönen eher formlos durch den Raum, während die Bassklarinette, die mit geschlossenen Augen als solche nicht zu erkennen ist, seltsame Tupfer aufträgt. Eine klare Linie fehlt dabei, so dass die Musik nur um ihrer selbst willen zu existieren scheint. Manchmal genügt das. Doch trägt diese Haltung ein ganzes Konzert? Eher nicht, und auch wenn das Trio immer wieder neue Impulse einzubringen versucht, ändert sich an der Ausgangssituation nichts. Die Stücke wirken artifiziell, nicht organisch, sind technisch komplex, aber emotional leer. Schade, zumal Möckel ungeheuer intensiv klingen kann, wenn er das Saxofon einfach Saxofon sein lässt, auf Effekthascherei verzichtet und mit dem ihm eigenen wunderbar lyrischem Ton spielt. Ohne Verfremdung gewinnt die Musik an Seele – und das ist letztlich alles, was zählt.
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