Bywater Call & Eddie 9V: Rock mit Charakter

20 Jahre Crossroads-Festival in der Harmonie, 20 Jahre voller Überraschungen, 20 Jahre Rock in Reinkultur: Mit besagtem besonderen Format innerhalb des Rockpalasts hat der WDR in den vergangenen zwei Dekaden zahlreiche aufregende Bands nach Bonn geholt, Neulinge ebenso wie Veteranen, spannende Innovatoren ebenso wie exzellente Traditionalisten. Die Messlatte für die Jubiläumsausgabe liegt dementsprechend hoch, doch schon beim Auftakt zeigt sich, dass diese Erwartungen durchaus erfüllt werden können. Die Auftritte von Bywater Call und Eddie 9V begeistern alle Liebhaber von Soul, Blues und Rock und beweisen einmal mehr, wie viele herausragende Bands völlig zu Unrecht unter dem Radar fliegen und nur darauf warten, sich ein großes Publikum erspielen zu können. Crossroads gibt ihnen diese Möglichkeit – und beide Formationen wissen sie zum Glück zu nutzen.

Das größere Potenzial haben fraglos Bywater Call. Das Septett aus Kanada ist nicht nur technisch perfekt, sondern auch überaus vielseitig; ihr Southern Soul ist angereichert mit Folk-Harmonien, Americana, der ein oder anderen Prise Funk und natürlich jeder Menge Rock ‚n‘ Roll. Vergleiche mit den Black Crowes ist dabei durchaus nachvollziehbar, insbesondere dank der Vorliebe für ausgedehnte Instrumental-Soli, bei denen jeder mal glänzen darf. So fasziniert etwa Bassist Mike Meusel mit einem grandiosen, überaus melodischem Intro zu „Left Behind“, wie man es im Rock leider viel zu selten zu hören bekommt, während Gitarrist Dave Barnes – neben Sängerin Meghan Parnell treibende Kraft von Bywater Call – unter anderem bei dem eigentlich funkigen „As If“ in einen wunderbaren Blues-Dialog mit Trompeter Stephen Dyte einsteigt.

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Die sowohl ausgedehnten als auch ausgefeilten Arrangements sind einer der Hauptunterschiede zwischen Bywater Call und Eddie 9V. Beide Bands verweisen auf Soul, Blues und Roots, beide verfolgen eigene künstlerische Visionen jenseits aller Schubladen, doch während sich das Septett aus Kanada in ihren exzellenten Instrumental-Passagen mitunter zu verlieren droht (was in diesem Fall keineswegs abwertend gemeint ist), überzeugt der als Brooks Mason geborene Gitarrist Eddie mit seinem Quartett vor allem durch Spritzigkeit, Spontaneität und Schlichtheit. Die sonst üblichen Armadas an Effektgeräten haben bei ihm keinen Platz, ebenso wenig wie Songs, die sich immer weiter um sich selbst drehen. Der Sound von Eddie 9V ist dadurch direkter, kantiger, aber eben auch frischer und frecher, zumal die Band sich auch immer wieder Zeit für einige mitunter unscheinbare Zitate nimmt. Herrlich etwa, wie Frontmann Eddie bei „Halo“ auf einmal ein paar Töne von Beyoncé übernimmt, einfach so zum Spaß, weil es gerade passt. Das alles geschieht aber eher unterschwellig, was auch gut ist – die eigenen Qualitäten sind ohnehin aller Ehren wert. Vor allem Drummer David Green darf irgendwann mal so richtig aus sich herausgehen und zeigt, was in ihm steckt, nämlich ein ausgewachsenes Trommel-Tier mit einem feinen Gespür für Timing. Wenn diese Ausgabe von Crossroads so stark weitergeht, wird das Jubiläum zweifelsfrei ein Fest.


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