Wer ist Ellie Goulding? Für ihre euphorischen Fans ganz klar ein gold- und platinveredelter Star mit einem Gespür für gute Vibes, eine Dance-Veteranin mit feschen Moves und einer beachtlichen Stimme. Doch darüber hinaus? Werden die Antworten dünn. Was definiert sie, was zeichnet sie aus, womit hebt sie sich ab von der Masse an Sängerinnen, die sich zu belanglos treibenden Beats bewegen, als hätten sie die Aerobic-Choreographien von Jane Fonda in die Gegenwart übertragen, während sie sich musikalisch aus der Disco-Pop-Grabbelkiste bedienen? So wirklich beantworten kann das keiner, und daran ändert auch das Konzert der Britin im E-Werk nichts. Klar, das Publikum jubelt und kreischt und tanzt, weil es genau dafür gekommen ist – aber letztlich hinterlässt Goulding nach etwa 90 Minuten auf der Bühne nichts, was am Morgen danach noch Bestand hat. Und das ist ein bisschen zu wenig.
Zunächst lässt die 36-Jährige auf sich warten, man hat ja Zeit angesichts der letztlich überschaubaren Setliste. Dann jedoch legt sie mit dem hypnotischen „Better Man“ los, einem von insgesamt nur drei Songs (und einem der besten) ihres aktuellen Albums „Higher Than Heaven“. Die Menge tobt, lässt sich fallen in die Elektro-Beats aus den Boxen, während Goulding zu ein paar „Uhhh“-Gesängen auf und ab hüpft, wenn auch eher kontrolliert denn aus echter Freude. Das gehört nun einmal zum Geschäft, ebenso wie der Griff zur Gitarre bei „Halycon“, auch wenn diese im Synthi-Einheitsbrei untergeht und somit lediglich als Accessoire dient. Eigentlich schade, wäre doch eine kleine Akustik-Einlage an dieser Stelle durchaus wünschenswert gewesen, nicht zuletzt um Gouldings Stimme einmal ohne Effekte zu hören. Diese Chance hätte auch das Madonna-Cover „Frozen“ geboten, doch stattdessen wird die Nummer relativ lieblos abgespielt. Erst danach zeigt Ellie Goulding, was bei ihr möglich ist, wenn mal alles zusammenpasst: Mit dem pulsierenden „Lights“, einem ihrer frühen Werke, setzt sie einen echten Höhepunkt, dem mit „Anything Could Happen“ und „Miracle“ weitere Top-Songs folgen. Die Zugabe mit ihrer Version von Elton Johns „Your Song“, dem „50 Shades of Grey“-Song „Love Me Like You Do“ sowie der Hit-Single „Burn“ (all diese Stücke sind mindestens acht Jahre alt) sorgt schließlich für einen versöhnlichen und seitens des Publikums euphorischen Abschied.
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