Fehlendes Engagement für andere Menschen kann man Georg Ringsgwandl nun wirklich nicht vorwerfen. Immerhin hat er drei junge Männer unter seine Fittiche genommen, genauer gesagt drei Missbrauchsopfer, die durch Musik von ihren Traumata befreit werden sollen und daher die Band das 75-jährigen Liedermachers, Satirikers und Arztes bilden dürfen. Ist zwar nicht ganz billig, aber es soll ja auch kein Abhängigkeitsverhältnis entstehen. Und Ringsgwandl macht Drummer Tommy Baldu, Bassist Sebastian Klose und Gitarrist Daniel Stelter bestimmt einen guten Preis. Jetzt war das Quartett im Pantheon zu Gast – und präsentierte dem „katholisch abgehärteten“ Publikum gute Musik sowie Blödsinn auf höchstem Niveau.
Natürlich ist der Verweis auf potenziellen Missbrauch im Zusammenhang mit Ringsgwandl Satire. Doch fallen diese Sätze so beiläufig, dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion schnell
verschwimmen – umso berührender ist es daher, wenn anrührende Lieder wie das bluesige „Nur ein paar alte Sachen“ authentisch und mit einem Hauch Melancholie daherkommen, mit zarten Zitherklängen
von Ringsgwandl und einer dezenten Begleitung der drei Kollegen im Hintergrund. Ja, Ringsgwandl kann auch anders. Längst ist er nicht mehr nur der Clown mit der Glitzerschminke und den schrillen
Kostümen, auch wenn er immer noch so tanzt, wie Helge Schneider singt. Musikalisch ist er dagegen gediegener geworden, feinfühliger, ruhiger im Ton, was nicht im Mindesten abwertend gemeint ist.
Ringsgwandl braucht den ganz harten Stoff nicht mehr, um die Absurdität seiner Geschichten zu betonen, etwa wenn er von der versuchten Verführung seines Schlagzeugers auf der Autobahnraststätte
Frankenthal singt oder von Garten-Nazis und Hühnerärschen, während Ringsgwandl so rockt wie Marius Müller Westernhagen oder sich mit einem Twist vor dem Kultfilm „Pulp Fiction“ verbeugt. Und
manchmal hört der Spaß auch auf. Dann geht es um Mikroplastik in der Blutbahn, um die Energiekrise oder um die Konjunktur, und es wird klar, warum Ringsgwandl kurz nach Beginn geträllert hat:
„Das ist keine Party, das ist keine Disco, so ist das Leben.“
Gut zwei Stunden spielen Ringsgwandl und seine Band, bewegen sich im Spannungsfeld von Liedermachertum, Rock und „Stub’nmusi“, wie Ringsgwandl seine Art der Volksmusik nennt. Die, so verrät er,
bringt er übrigens gerade Greta Thunberg bei, für den Notfall, damit bei einer Krise zumindest eine Person die Menschen mit Musik bei Laune halten kann. Keine schlechte Idee. Aber so lange
Ringsgwandl das selbst machen kann, ist es doch besser.
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