Ein einzelnes Geburtstagsständchen reicht einfach nicht: Das deutsche Blues-Label Ruf Records, das innerhalb der internationalen Szene großen Respekt genießt und schon zahlreiche Künstlerinnen und Künstler aufgebaut hat, feiert derzeit sein 30. Jubiläum einfach mit einer ganzen Tour. Diese ersetzt die sonst übliche Blues Caravan, ist vom Konzept her aber mit dieser identisch, bringt also Veteranen, zukünftige Stars und absolute Newcomer zusammen und lässt sie einfach rocken. Klappt immer. Mit Bernard Allison, Ally Venable und Katie Henry sind diesmal zwar nur Wiederholungstäter mit von der Partie, doch das stört echte Blues-Fans nicht. Ganz im Gegenteil. So ist auch die Bonner Harmonie, die seit Jahren sowohl der Blues Caravan als auch Ruf Records verbunden ist, gut gefüllt und genießt ein Triple-Konzert, das sich hören und sehen lassen kann.
Jungstar Katie Henry eröffnet den Reigen und erweist sich einmal mehr als charismatische Sängerin und virtuose Multiinstrumentalistin. Schon 2022, als ihr zweites Album in den USA bis auf Platz 6
der Billboard Blues Charts kletterte, war sie in Endenich zu Gast und begeisterte das Publikum sowohl durch ihre Wandlungsfähigkeit als auch mit ihrer tiefen Stimme, die den Vergleich mit der von
Janis Joplin nicht scheuen muss. Daran kann sie nun mühelos anknüpfen, muss die Bühne aber nach einer halben Stunde für Ally Venable räumen. Diese tritt nicht minder selbstbewusst auf, was
angesichts ihrer technischen Fähigkeiten auch durchaus gerechtfertigt ist. Allerdings könnte ihre Stimme noch ein bisschen mehr Kantigkeit vertragen – sie ist noch zu brav, zu geschliffen, zu
austauschbar, um sich in den Gehörgängen festzusetzen. Ihre Stärke spielt sie dagegen in den Soli und den Instrumentalstücken aus, unter anderem einem langsamen Blues, für den sie vom Publikum
ein herzhaftes „Yeehaw“ erhält und den sie schließlich mit einer Hommage an ihr großes Vorbild Stevie Ray Vaughan noch übertrumpft.
Und dann natürlich Bernard Allison. Klar, dass ohne ihn eine solche Jubiläumstour nicht vorstellbar ist: Immerhin war es sein Vater Luther, für den Thomas Ruf 1994 das nach ihm benannte Label
gründete und mit dem er das Comeback der Blues-Legende initiierte. Dementsprechend eng ist auch die Karriere Bernards mit dem Aufstieg von Ruf Records verwoben. Der 59-Jährige ist längst aus dem
Schatten seines Vaters herausgetreten und hat seinen eigenen Stil gefunden, mit der er jedes Publikum innerhalb von Sekundenbruchteilen in seinen Bann zieht. Er ist funkiger als sein Vater,
vielseitiger, auch dem Jazz und dem Reggae nicht abgeneigt, ohne dabei allerdings sein Erbe zu verleugnen oder zu ignorieren. Nicht ohne Grund erklingt gegen Ende des Konzert-Marathons mit
„Serious“ eine starke Nummer Luthers, zu der Bernard Allison auch Ally Venable und Katie Henry zurück auf die Bühne holt und mit ihnen gemeinsam einen fantastischen Schlusspunkt setzt.
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